Sehr geehrte Ehrengäste,meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Wanderfreundinnen und Wanderfreunde,
heute trage ich meinen 17. Bericht als Albvereinspräsident in einer Hauptversammlung vor. Obwohl der Schwäbische Albverein vor 130 Jahren gegründet wurde, ist er ein moderner Verein mit einem zeitgemäßen Auftreten in den sozialen Netzwerken. Täglich erscheinen mehrere Posts in Facebook und berichten von unseren Aktivitäten und der Schönheit unserer Heimat.

Umfangreiche Wanderangebote
Das umfangreiche Wanderangebot unserer Ortsgruppen hat wieder viele Menschen in die Natur geführt. Engagierte Wanderführerinnen und Wanderführer haben spannende, sportliche, kulinarische, naturkundliche oder kulturelle Wanderung in Nah und Fern geleitet. Jedes Jahr unterziehen sich Ehrenamtliche den anspruchsvollen Wanderführerausbildungen. Sie werden zu Vermittlern für nachhaltige regionale Angebote gegenüber den Wandergästen ausgebildet. Sie sollen Nachhaltigkeit als Erlebniskonzept in ihren Wanderungen einsetzen. Für die zertifizierten Wanderführerinnen und Wanderführer, die nicht nur in ihren eigenen Ortsgruppen, sondern auch für andere Ortsgruppen Wanderungen anbieten wollen, haben wir einen Wanderführerpool eingerichtet. Auf unserer Homepage sind die Angebote aufgelistet. So können Ortsgruppen aus diesem Pool interessante Wanderungen auswählen und ihr Jahresprogramm somit bereichern.
Ü30 Wandern bietet bereits im zweiten Jahr über 20 Wanderungen für den Personenkreis der 30- bis 50-Jährigen an. Für die Ü30er gibt es eine Vielzahl von Ausflügen quer durchs Ländle, nah oder fern. Winterwanderungen durch klirrende Kälte, sportliche Touren im Frühjahr oder Sommer mit bis zu 45 Kilometer oder genüssliche Tageswanderungen mit kleinen Verkostungen bieten für jeden etwas. Durch intensive Öffentlichkeitsarbeit wie Flyer, Homepage des Schwäbischen Albvereins und Facebook werden nicht nur Albvereinsmitglieder aufmerksam gemacht. Inzwischen nehmen auch Nichtmitglieder an den Ausflügen teil und sind auch teilweise in unseren Verein eingetreten.
Ein Trost für die über 50-Jährigen: unser Programm Wandertage 2018 Heimat erleben bietet für diesen Personenkreis ebenfalls interessante Touren an.
Thema Wanderwege
Letztes Jahr habe ich davon berichtet, dass im Fachbereich der Wege drei Arbeitsgruppen gegründet worden sind: AG Pflege, AG Qualität und AG Optimierung. Die AG Pflege hat sich überlegt, ob unsere Wanderwege mit ihren Beschilderungen den heutigen Anforderungen noch genügen und was wir als Albverein dafür leisten müssen. Aus diesen Überlegungen heraus wurde eine Schulung für alle Wegewarte und Gauwegmeister entwickelt. Jeder neue für die Wege zuständige ehrenamtliche Mitarbeiter sollte daran teilnehmen, aber auch bewusst allen langjährigen Wegewarte, die als besonders erfahren gelten, wird sehr nahe gelegt, ebenfalls an einer dieser Schulungen teilzunehmen. Ziel dieser Schulungen ist es, die Qualität der Markierungen langfristig sicherzustellen.
Darüber hinaus wurde auch überlegt, wie bei Ausfall von Wegewarten oder Auflösung von Ortsgruppen die Ausschilderung von Wegabschnitten nachhaltig sichergestellt werden kann. Es ist dabei gedacht, Pflegeteams auf Gauebene, so wie etwa die Gauwegmeisterei des Rems-Murr-Gaus, einzurichten. Langfristig werden wir nicht um einen hauptamtlichen Pflegetrupp herumkommen. Überlegungen diesbezüglich wurden schon begonnen.
Die AG Qualität hat einen Erfassungsbogen entwickelt, der Auskunft über die Qualität der Wanderwege geben soll. Es wird die Attraktivität, die Markierung und die Frequentierung untersucht. Zielgruppen für diesen Erfassungsbogen sind Wanderführer, sachkundige Teilnehmer geführter Wanderungen, Wanderwarte und Gauwegmeister. Bei der Wanderführerausbildung soll Werbung für die Verwendung dieses Erfassungsbogens gemacht werden.
Inzwischen haben wir einen sog. Kummerkasten auf der Startseite unseres Internetauftrittes installiert. Dort kann uns mitgeteilt werden, wenn Probleme auf einem Wanderweg des Schwäbischen Albvereins aufgetreten sind: fehlende oder beschädigte Beschilderung, schlechter Zustand eines Pfades oder Sperrung eines Weges.
Die AG Optimierung hat ihre Arbeit im Stromberg-Gau begonnen. Auf einer großen Wanderkarte wurden die Wege markiert, die auf jeden Fall erhalten werden sollen, die gestrichen werden können oder die bezüglich ihrer weiteren Verwendung noch geklärt werden müssen. Zusätzlich wurden auf der Karte noch markante Punkte und Sehenswürdigkeiten verschiedenfarbig markiert. Dann wurde versucht, ob die Wege so geführt werden können, dass die bisher abseits liegenden Highlights mit eingebunden werden können.
Aus den Ergebnissen der Arbeitsgruppen wurden Leitlinien für die Optimierung des Wanderwegenetzes des SAV entwickelt. Die Leitlinien sollen eine praktische Hilfe für die Arbeit sowohl vereinsintern als auch für außerhalb geben. Der Hauptausschuss hat gestern (9.6.2018) diese Leitlinien beschlossen.
Seit einigen Jahren veranstalten wir Blumenwiesenfeste. Traditionell finden diese Feste im Frühsommer statt, wenn die zahlreichen Wiesenblumen in ihrer Blüte stehen. Unter Anleitung von erfahrenen Biologen und Umweltpädagogen werden Pflanzen und Tiere gesucht, bestimmt und unter die Lupe genommen. So lernen die Kinder Pflanzen und Tiere kennen. Sie erlangen Kenntnis von der biologischen Vielfalt und ihrer Bedeutung für ein intaktes Ökosystem.
Artenverlust bei Insekten
Leider ist unser Ökosystem in weiten Teilen unseres Landes dramatisch gestört. Eine Störung, die zurzeit nicht nur uns Naturschützer sondern die gesamte Bevölkerung beschäftigt, ist das Insektensterben. Wissenschaftliche Untersuchungen bescheinigen einen starken Rückgang der Zahl der Insekten und der Artenzahl von Insekten. Zahlreiche Arten von Amphibien, Vögeln und Fledermäusen sind auf Insekten als Nahrung angewiesen. Somit wird die Nahrungskette auch für viele Tierarten deutlich eingeschränkt. Die Bestäubung durch Insekten geht für viele Pflanzen, darunter zahlreiche Nutzpflanzen, auf ein erschreckendes Maß zurück. Inzwischen stellen Obstbauern Gewächshaustunnel auf Erdbeerplantagen auf und setzen darin Hummeln zur Bestäubung aus, so z. B. in Oberkirch, dem größten Erdbeeranbaugebiet in Deutschland.
Ursachen für das Insektensterben sind unter anderem Biotopverluste bei Pflanzen aufgrund erhöhten Stickstoffgehaltes, Zerstückelung der Landschaft, Monokulturen in der Landwirtschaft, Lichtverschmutzung und Pestizideinsatz. Diese Gifte binden sich an die Rezeptoren der Nervenzellen und Stören die Weiterleitung von Nervenreizen. Die Wirkstoffe wirken auf die Nervenzellen von Insekten weit stärker als auf die Nervenzellen von Wirbeltieren.
Der Schwäbische Albverein lehnt genauso wie die anderen Naturschutzverbände den Einsatz von Insektiziden, wie zum Beispiel Neonicotinoide ab. Wir fordern die Erhaltung der Biologischen Vielfalt, ökologischen Landbau und die Ausbreitung von Blumenwiesen. Anlässlich des Tag des Wanderns am 14. Mai diesen Jahres hat der DWV an seine Gebietsvereine und damit an die über 300 Veranstaltungen 10.000 Samenkugeln verteilt, um für die Insekten Nahrungsblumen auszusäen.
Datenschutzgrundverordnung
Datenschutzgrundverordnung – ein Begriff, der inzwischen zum Schreckgespenst geworden ist. Seit 25. Mai 2018 ist der Umgang mit personenbezogenen Daten deutlich verschärft worden. Daten dürfen nur noch dafür verwendet werden, wofür die betreffende Person ihr Einverständnis gegeben hat. Im Grundsatz ist dies auch richtig so. Allerdings bedeutet dies für unsere Hauptgeschäftsstelle und für die Vereinsleitung sehr viel Arbeit und einen immens großen Aufwand, um alle Vorschriften der Verordnung erfüllen zu können. Wir benötigen einen externen Datenschutzbeauftragten, der uns bei der Umsetzung unterstützt. Leider haben die Verordnungsgeber nicht unterschieden zwischen den großen kommerziellen Datenverarbeitern wie Google, Facebook oder Amazon und uns ehrenamtlichen Vereinen, den sogenannten NPOs – Non-Profit-Organisation. Unser Schwäbischer Albverein ist seither mit den personenbezogenen Daten unserer Mitglieder sehr sorgsam umgegangen. Datenschutz war und ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Jetzt erreicht die Bürokratisierung ein unerträgliches Ausmaß. Obwohl das Europaparlament eine EU-Arbeitsgruppe zum Bürokratieabbau unter Vorsitz des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber eingesetzt hatte, nimmt die Bürokratie zu. Wie die einzelnen Vorschriften der Verordnung richtig ausgeführt werden, bleibt vorerst unklar. Gerichte werden wohl in einigen Jahren hierüber Entscheidungen treffen. Die EU-Datenschutzgrundverordnung wird das Ende für viele Vereine in Europa bedeuten. Nicht jeder Verein wird sich einen externen Datenschutzbeauftragten leisten können. Ob genügend Ehrenamtliche gefunden werden können, die die entsprechenden Schulungen über sich ergehen lassen und die Verantwortung für die Einhaltung der Datenschutzgrundverordnung übernehmen werden, ist fraglich.
Resolution an die Bundesregierung
Ich fordere das Europaparlament und den Deutschen Bundestag auf, für die ehrenamtlichen Vereine in Europa praktikablere Lösungen für die Anwendung des Datenschutzes zu erlassen.
Der DWV wird beim 118. DWT in Detmold eine entsprechende Resolution an die Bundesregierung und an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages beschließen. Des Weiteren werde ich veranlassen, dass die EWV (euroöäische Wandervereinigung) anlässlich ihrer Mitgliederversammlung eine Resolution an die Mitglieder des Europaparlamentes beschließen werden wird.
Zusätzlich fordere ich die Politik auf, Maßnahmen zu ergreifen, die uns ehrenamtliche Vereine vor den zu erwarteten Abmahnungsverfahren diverser Kanzleien schützen sollen – Schlagwort hierfür heißt: Abmahn-Schutz. Die Bundesregierung sollte veranlassen, wie es in Österreich praktiziert wird, dass die Datenschutzbehörden zunächst einmal mahnen müssen, bevor es zu einer Sanktion kommt.
Unterstützung der Ortsgruppen
Unseren Ortsgruppen empfehle ich, nur sehr wenigen Funktionären die Einsicht und Verwaltung von personenbezogenen Daten zu ermöglichen. Die Verordnung schreibt vor: wenn mehr als neun Personen mit der Verarbeitung personenbezogener Daten befasst sind, muss ein Datenschutzbeauftragter bestellt werden.
Die Ortsgruppen sind von der Hauptgeschäftsstelle auf die EUDSGVO (europäische Datenschutzgrundverordnung) hingewiesen worden und durch ein Anschreiben unseres Datenschutzbeauftragten informiert worden. Nach wie vor bestehen sehr viele Fragen, wie was gehandhabt werden muss. Selbstverständlich werden wir für interessierte Ortsgruppen Schulungen anbieten.
Schulwanderwettbewerb
Im Vorfeld der heutigen Hauptversammlung wurde der dritte Schulwanderwettbewerb ausgeschrieben. Schulen rund um Kirchheim/Teck waren aufgefordert, unter dem Motto „Komm mit – wir wecken den Frühling“ zu wandern, die Natur zu entdecken und die Aktivitäten zu dokumentieren. Ziel der Aktion sollte es sein, möglichst viele Kinder zum Wandern zu motivieren, ihnen ihre Heimat ans Herz zu legen und sie den Frühling mit allen Sinnen erleben zu lassen. Erfreulicherweise hat Frau Gerlinde Kretschmann erneut die Schirmherrschaft übernommen.
Vier Schulen mit sieben Klassen und 103 Schülern haben sich beteiligt und ihre kreativen Mappen und Kunstwerke eingereicht. Eine Jury hat sich der anspruchsvollen Aufgabe gestellt, die Arbeiten zu bewerten. Berücksichtigt wurde neben der Originalität der Dokumentation auch die Umsetzung des Themas. Aus allen Dokumentationen ging hervor, dass die Kinder großen Spaß hatten. Die Siegerehrung fand gestern Nachmittag (9.6.2018) unter Anwesenheit der Schirmherrin Frau Gerlind Kretschmann statt.
Modernisierung Wanderheim Burg Teck
In meiner Begrüßung habe ich das Wanderheim Burg Teck erwähnt. Ich kann Ihnen die erfreuliche Mitteilung machen, dass wir nach längeren Modernisierungsarbeiten das Wanderheim wieder geöffnet haben. Die meisten Zimmer verfügen nun über eigene Nasszellen. Heute bieten Sie wesentlich mehr Komfort als bisher.
Wände und Böden im gesamten Gebäude wurden erneuert. In 15 Zimmer (Zweibett- bis Sechs-Bett-Zimmer) können insgesamt 50 Personen im schönen Wanderheim mit Burgambiente übernachten. Das Gebäude entspricht jetzt den zeitgemäßen Anforderungen an ein Wanderheim. Vor drei Wochen fand eine kleine Einweihungsfeier statt.
50 Jahre Burg Derneck
Nicht unerwähnt lassen möchte ich, dass die andere in unserem Besitz befindliche Burg ein Jubiläum hat. Am nächsten Sonntag (17.6.2018) feiern wir 50 Jahre Wanderheim Burg Derneck. Ein sehr engagierter Betreuungsverein betreibt sehr erfolgreich diese Unterkunft. In den zurückliegenden 50 Jahren wurden in dem idyllischen Wanderheim mehr als 250.000 Übernachtungen verbucht. Viele Kinder- und Jugendgruppen haben dort tolle Abenteuerfreizeiten erlebt.
Danksagung
Zum Abschluss meines Berichtes danke ich allen, die mich bei meiner Aufgabe unterstützt haben und die sich für unseren Verein in den Ortsgruppen, in den Gauen, im Gesamtverein, im Hauptausschuss und im Vorstand eingesetzt haben. Ich sage ausdrücklich bei allen, und meine alle ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gemeinsam mit ihren Familienangehörigen, Partnerinnen und Partnern.
Ein weiterer besonderer Dank gilt meinen beiden Stellvertretern Hansjörg Schönherr und Thomas Keck.
Für die vor uns liegende Zeit bitte ich Sie alle um Ihre Unterstützung und bitte Sie, sich weiterhin zum Wohle des Schwäbischen Albvereins und damit auch zum Wohle unserer Heimat einzusetzen. Gemeinsam können wir die Zukunft meistern.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und schließe meinen Bericht mit einem herzlichen Frisch Auf.