Purzelkäfer, Grashüpfer und Marienkäfer – viel los auf der Blumenwiese

Eigentlich darf man nicht auf eine Blumenwiese laufen und Sträuße pflücken oder Insekten sammeln. Aber zum Blumenwiesenfest im Juni in St. Johann-Ohnastetten hatte der Schwäbische Albverein auf sein eigenes Grundstück eingeladen. Der pachtende Landwirt hatte die Wiese extra stehen lassen, damit genügend Blumen, Gräser und Insekten zu finden sind.

 

Eifrig sammelten vor allem die teilnehmenden Kinder Anschauungsmaterial. Mit Fangnetzen, Keschern und Gläschen waren sie in der Wiese unterwegs, um Insekten zu finden. Dazu noch verschiedene Wiesenblumen. Doch wie heißen die Krabbeltiere und Pflanzen eigentlich?

Unter anderem gab es da den gelbgrünen Purzelkäfer, verschiedene Schmetterlinge wie den Bläuling oder das Ochsenauge, Grillen und Grashüpfer, Spinnen und Siebenpunkt-Marienkäfer.

Und zum heimischen Siebenpunkt-Marienkäfer gab es gleich Spannendes zu erzählen. Der hat es nämlich mittlerweile ziemlich schwer, weil er vom asiatischen Marienkäfer verdrängt wird. Letzterer kommt heute nicht mehr nur in Japan und China vor, sondern auch in Nordamerika und Europa. Er kam unter anderem deshalb hierher, weil er wesentlich mehr Blattläuse am Tag verzehrt und deshalb seit den 1980er Jahren in großem Stil zur biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt wird.

Zum Vergleich: Unser heimischer, roter Siebenpunk-Marienkäfer vertilgt rund 50 Blattläuse am Tag, der asiatische, orange-farbene Kollege schafft locker das Fünffache. Auch beim Nachwuchszeugen liegt der asiatische Marienkäfer vor unserer heimischen Variante. Letzterer bekommt nämlich nur einmal im Jahr „Kinder“, beim asiatischen Marienkäfer wenigstens zwei neue Generationen, oftmals aber auch mehr, vorausgesetzt die Bedingungen stimmen.

Der Name Marienkäfer ist übrigens auf die Jungfrau Maria zurückzuführen. In ihrem Auftrag, so glaubte man früher, seien die kleinen Krabbeltiere in der Schädlingsvertilgung tätig. Zudem sollten sie vor Hexen und Unheil schützen. Bis heute sind sie ein Symbol für Glück.

 

Auch viele Pflanzen gab es auf der Wiese zu entdecken. War im vorigen Jahr aufgrund von Trockenheit schon fast alles verblüht, gab es heuer viele bunte Blüten –Wiesen-Salbei, Wiesen-Storchschnabel, Wiesen-Margerite, Wiesen-Bocksbart, zottiger Klappertopf, Ackerwitwenblume, Futter-Esparsette, Wiesen-Knäuelgras und noch einiges mehr. Umweltpädagoge Thomas Klingseis, der die Gruppe anleitete, empfahl als praktische Bestimmungshilfe für die Pflanzen die App Flora Incognita.

Leider werden artenreiche Blumenwiesen immer seltener. Grund dafür ist, dass sie häufig zu oft gemäht werden und sich die Pflanzen so nicht wirklich neu aussähen können. Oder sie verschwinden ganz, weil sie in Intensivgrünland zur Futterproduktion umgewandelt werden. Düngemittel und Pestizide, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden, setzen ihnen zu und zerstören die Artenvielfalt. Letztere ist auch durch invasive Arten bedroht, etwa das indische Springkraut und die kanadische Goldrute, die alles überwuchern. Dazu kommen der Klimawandel und die höheren Temperaturen, die den Lebensraum verändert. Es überwintern zum Beispiel immer mehr der aus dem Mittelmeerraum stammenden Falter bei uns. Auch setzen Extremwetterereignisse wie Dürren oder Starkregen den Blumenwiesen zu.

Umso wichtiger ist es, Blumenwiesen zu schützen und zu pflegen und die Flächen, die es noch gibt, zu erhalten. Dafür setzt sich der Schwäbische Albverein ein – unter anderem mit Bildungsveranstaltungen wie dem Blumenwiesenfest.

Vielen Dank an die Ortsgruppe Upfingen, die dieses Jahr beim Blumenwiesenfest mitgearbeitet hat, für Getränke gesorgt und zum gemütlichen Abschluss das Grillfeuer angeheizt hat.

Katharina Heine/Ute Dilg

Das Blumenwiesenfest 2025 findet Mainhardt statt. Wir laden rechtzeitig dazu ein.

Gerlinde Kretschmann würdigt das Ehrenamt

Zum Thema Wandern hat First Lady Gerlinde Kretschmann Mitte Juni 50 ehrenamtlich tätige Frauen aus den Reihen des Schwäbischen Albvereins und des Schwarzwaldvereins zum Ehrenamtskaffee in die Wilhelma nach Stuttgart eingeladen. Sie stehen stellvertretend für alle engagierten Frauen in Baden-Württemberg, die sich für ihre Mitmenschen und das Gemeinwesen einsetzen.

Foto: Staatsministerium Baden-Württemberg

„Es ist mir wichtig, jedes Jahr ehrenamtlich engagierte Frauen aus unserem Land einzuladen, auf ihre Arbeit und Leistungen aufmerksam zu machen und einfach Danke zu sagen.“, erklärte Kretschmann. „Mein Mann und ich sind selbst Mitglied im Schwäbischen Albverein, dem größten Wanderverein Deutschlands, und passionierte Wanderer. Wir kennen daher auch die Arbeit und den zeitlichen Aufwand, der dahintersteckt. Deshalb bin ich immer wieder beeindruckt vom ehrenamtlichen Engagement der Menschen in unseren Wandervereinen. Mit Arbeitskraft und Ideen, mit viel Herzblut und großem zeitlichem Einsatz widmen sich die Ehrenamtlichen ihrer Sache.“

Es ist bereits das zweite Mal, dass ein Ehrenamtskaffee in der Wilhelma stattfand. Im Vorjahr waren Frauen eingeladen, die während der Corona-Pandemie einen besonderen Einsatz für die Gesellschaft gezeigt hatten.

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Jetzt anmelden zur Ausbildung zur „Kursleiter*in Waldbaden“

Sie interessieren sich für das Thema Waldbaden und möchten mehr darüber erfahren, eventuell sogar selber Waldbade-Veranstaltungen anbieten? Dann ist die neue Ausbildung zur „Kursleiter*in Waldbaden“ der Heimat- und Wanderakademie genau das Richtige. Hier gibt es alle Infos dazu.

Mit allen Sinnen in den Wald eintauchen, sich achtsam in Wald und Flur bewegen, sich in einer Gruppe als Teil der Natur erleben – das ist Waldbaden. Es aktiviert alle Sinne, tut Körper und Seele gut und lädt dazu ein, den Augenblick ganz bewusst wahrzunehmen.

Die gemeinsame Heimat- und Wanderakademie des Schwäbischen Albvereins und des Schwarzwaldvereins bietet für alle Interessierten, die sich im Bereich Waldbaden weiterqualifizieren möchten, eine spezielle Ausbildung zum „Kursleiter*in Waldbaden“ an.

Inhalte der Ausbildung
Es geht dabei Achtsamkeit, Ökopsychologie und gesundheitliche Wirkungen des Waldbadens, die Verbindung des Menschen zur Natur, Wissen über den Aufbau und die Vermarktung von Waldbade-Angeboten, praktische Übungen, rechtliche Fragen, die in der Zusammenarbeit mit dem Forst entstehen, sowie naturkundliche Themen.

Kursleiter
Martin Kiem, erfahrener Coach und langjähriger Experte für Waldbaden, leitet den Kurs. Dazu kommen erfahrene Referenten der Heimat- und Wanderakademie für den Bereich Naturkunde.

Zeitraum
Die Ausbildung beginnt am 20. Juli. Sie findet in drei mehrtägigen Modulen im Juli, September und Oktober im Haus Bittenfeld in Meßstetten-Tieringen statt. Dazu kommt ein Abschlusstag am 9. November.

Hier gibt es alle Informationen zu den Terminen, den Kursgebüren und zur Online-Anmeldung.

Interesse?
Dann nehmen Sie teil an unserem unverbindlichen Online-Info-Abend am Freitag, 14. Juni, um 19:30 Uhr mit Kursleiter Martin Kiem. Den Zoom-Link bitte bis 16 Uhr am gleichen Tag unter anfordern.

Für Rückfragen: Karin Kunz, Geschäftsführerin der Heimat- und Wanderakademie, Telefon: 0711 22585-26,

Jugendarbeit im Schwäbischen Albverein

Jugendliche haben recht wenig Zeit. Sie verbringen viele Stunden in der Schule. Dazu kommen eine Vielzahl von Freizeitangeboten, die Sozialen Medien und Computerspiele locken. Eine Herausforderung für die Vereinsarbeit, sagt der Hauptjugendwart der Schwäbischen Albvereinsjugend, Mats Thiele, im Interview.

Mats, Du bist seit Oktober 2023 Hauptjugendwart im Verein. Wie läuft es?
Ehrlicherweise muss ich sagen, dass es anders ist, als ich erwartet habe. Ich habe mir Anfangs viele Gedanken darüber gemacht, ob ich die Leitung innerhalb der Albvereinsjugend vollständig ausfüllen kann. Das funktioniert gut. Was aufwendiger ist als gedacht, ist die Zusammenarbeit mit Partnerverbänden, wie mit dem Gesamtverein und der Deutschen Wanderjugend. Es dauert, bis man sich dort eingefunden und etabliert hat. Aber es ist sehr spannend sich zu vernetzen und macht richtig Spaß.

Was sind Deine Aufgaben genau als Hauptjugendwart?
Ich leite die Schwäbische Albvereinsjugend in allen Belangen und arbeite dafür sehr eng mit der Jugendgeschäftsstelle zusammen. Wir haben zum Beispiel aktuell unsere Jugendordnung überarbeitet. Wir hatten ein Vernetzungstreffen mit den Orts- und Jugendgruppen. Da war ich überall eng eingebunden. Außerdem verwalte ich die Finanzen, mache die Haushaltsplanung. Ich stehe in engem Kontakt mit anderen Jugendverbänden wie der Jugend im Schwarzwaldverein, der Deutschen Wanderjugend und dem Jugendherbergswerk in Baden-Württemberg. Der Hauptjugendwart ist außerdem Teil des Vorstands des Schwäbischen Albvereins. Ich bin also auch hier bei allen Sitzungen dabei, vertrete dort die Belange der Jugend und denke natürlich auch bei allen anderen Themen mit. Zum Beispiel gehöre ich auch zum Arbeitskreis Konsolidierung, der darüber berät, wie wir die Finanzen des Gesamtvereins zukunftsfähig gestalten können.

Das hört sich alles sehr aufwendig an. Wie viele Stunden verbringst Du denn damit pro Woche?
Das kann man nicht so genau beziffern. Mindestens zehn Stunden pro Woche sind es aber schon. Viel Zeit geht für Absprachen drauf und dafür, mit anderen Ehrenamtlichen Ideen zu entwickeln. Das ist die Zeit wert und klappt gut, obwohl ich Vollzeit arbeite. Aber das klappt alles gut, obwohl ich Vollzeit arbeite. Hilfreich ist, dass ich flexible Arbeitszeiten haben.

Zusammenhalt, Werte, Kultur – das muss bleiben!

Eine erste Einschätzung: Was kann so bleiben, wo muss sich was ändern?
Was auf jeden Fall bleiben kann, sind der Zusammenhalt, die Werte und die Kultur, die im Verein gelebt werden. Dazu kommen die Verbundenheit mit der Heimat und der Natur sowie der Naturschutz. Ich finde auch sehr wichtig, dass wir neue Menschen im Verein willkommen heißen. Allerdings dürfen wir uns nicht auf Erfolgen ausruhen. Gerade bei der Nachbesetzung von Ehrenämtern merken wir mittlerweile, wie schwierig das geworden ist. Das zieht sich durch alle Ebenen – vom Gesamtvorstand, über die Ortsgruppen bis zu den Teamern bei Freizeiten. Da müssen wir früher ein Auge darauf haben, jungen Leuten etwas zuzutrauen und Weiterentwicklung zulassen.

Die Jugendarbeit hat sich in den vergangenen Jahren sehr geändert, vor allem durch die Ganztagsschulen und durch eine andere Art der Freizeitgestaltung. Wie geht die Schwäbische Albvereinsjugend damit um?
Wir entwickeln unsere Angebote stetig weiter, auch im Hinblick darauf, was Jugendliche heutzutage interessiert. Eine Herausforderung dabei ist, dass die gesetzlichen Regelungen anspruchsvoller werden, gerade was Fördermöglichkeiten angeht. Wir müssen bestimmte Anforderungen erfüllen, um förderfähig zu bleiben. Was die Ganztagsschulen angeht, so kommt ab 2026 der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in Schulen. Das wird die Wochenangebote von Vereinen sehr stark beeinflussen und verändern. Das müssen wir als Albvereinsjugend im Blick haben und uns gut positionieren.

Kinder und Jugendliche längerfristig binden – eine Herausforderung

Die Säulen der Albvereinsjugend sind neben den Freizeiten die Jugendarbeit in den Ortsgruppen Wie läuft es da so?
Früher waren die Freizeiten Selbstläufer. Das ist leider nicht mehr so. Die Teilnehmendenzahlen sind rückläufig. Das ist eine große Herausforderung. Ebenso die Jugendarbeit in den Ortsgruppen. Wichtig ist, dass wir unsere Arbeit gut machen und Erlebnisse für junge Menschen schaffen. Wenn ein Kind oder Jugendlicher einmal bei einer Veranstaltung dabei war und es gefallen hat, dann kommt er oder sie auch wieder. Da bin ich das beste Beispiel dafür. Ich habe mein ganzes Jahr immer um die Freizeiten herumgeplant. Aber natürlich müssen wir unsere Konzepte immer wieder überarbeiten. Auf Ortsgruppenebene müssen wir zum Beispiel überlegen, wie wir mit den Schulen zusammenarbeiten können und den Übergang von Familiengruppen zur Jugendarbeit unterstützen können.

Viele Ortsgruppen machen Familienarbeit. Eine Möglichkeit wäre, daran anzuknüpfen.
Auf jeden Fall. Denn auch wenn eine Familiengruppe gut läuft, es wird immer einen Zeitpunkt geben, an dem die Kinder dem entwachsen. Und da muss die Schwäbische Albvereinsjugend da sein, gute Angebote machen – die Freizeiten natürlich, aber auch schauen, dass sich vor Ort etwa eine Jugendgruppe daraus entwickelt.

Gibt es dafür Konzepte?
Auf jeden Fall können die Ortsgruppen auf die Beratung und Unterstützung der Jugendgeschäftsstelle zählen. Es gibt zudem eine große Initiative der Deutschen Wanderjugend, die sich Gedanken macht, wie man den Übergang von Familien- in Jugendgruppen unterstützen kann. Außerdem haben wir in diesem Jahr eine Fortbildungsreihe gestartet mit dem Titel „Inside OG“, was so viel heißt, wie „Mitten in der Ortsgruppe“. Es geht dabei darum, einen leichten Einstieg in die Jugendarbeit zu bekommen. Also Grundlagen zu schaffen für Interessierte in den Ortsgruppen, die gerne ein Jugendprogramm anbieten möchten. Letztlich läuft es aber immer darauf hinaus, dass es vor Ort eine Person oder eine Gruppe geben muss, die sich vorstellen kann, eine Jugendgruppe zu leiten. Die Engagierten unterstützen wir natürlich gerne zum Beispiel mit der Jugendleiterausbildung (Juleica).

Wandern ist nicht per se sexy für Jugendliche. Man muss sich also schon mehr einfallen lassen, um sie zu ködern.
Das stimmt. Aber die Albvereinsjugend und der Gesamtverein entwickeln sich auch weiter, hin zu neuen Wanderformen wie mehrtägige Treckingtouren und anderen Möglichkeiten, die Schwäbische Alb und andere Vereinsregionen erlebbar zu machen. Aber was am Ende wirklich ausschlaggebend ist, ist die Gemeinschaft in einer netten Gruppe von Menschen. Gemeinsam unterwegs sein, aus dem Alltag ausbrechen, das bleibt aktuell – auch bei den Jugendlichen.

Die Jugend ist die Zukunft des Gesamtvereins – Generationenwechsel gestalten

Der Schwäbische Albverein ist mit seinen 136 Jahren ein alter Verein, aber er ist auch ein alternder Verein. Wir haben eine Lücke zwischen der Jugend und den älteren Jahrgängen. Wo hat die Jugend im Verein ihren Platz und wie kann sie dazu beitragen, den Verein zukunftsfähig zu gestalten?
Die Jugendlichen und die jungen Familien sind die Zukunft des Vereins. Wichtig ist, dass wir eine gute Arbeit machen, uns einbringen und perspektivisch Verantwortung im Gesamtverein übernehmen. Aber man muss auch ganz klar sagen, dass die Lücke groß geworden ist. Es reicht nicht, dass wir fünf Jahre gute Arbeit machen und dann haben wir alle Funktionen besetzt und alle Gruppen voll. Es ist ein längerer Prozess, für den wir einen langen Atem brauchen. Ich denke auch, dass, die sich derzeit in einem Vereinsamt engagieren die Aufgabe haben, ihre nächste Generation an die Vereinsarbeit heranzuführen. Und da kann jeder sich mit dem Gedanken auseinandersetzen, wie eine zukunftsfähige Übergabe der Verantwortung aussehen kann. Es ist immer eine gute Möglichkeit bereits frühzeitig jemanden an die Hand zu nehmen und schrittweise Verantwortung zu übergeben. Im Moment ist die Alterslücke zwischen denen, die jetzt in Verantwortung sind, und uns Jugendlichen und jungen Erwachsenen groß und sie sollte nicht noch größer werden. Eine kleine schrittweise Übergabe der Verantwortung trägt auch dazu bei, dass die Rollen in unseren Strukturen wieder auf mehr Schultern zu verteilt werden können.

Wie regelt ihr das in der Albvereinsjugend mit der Nachfolge in Ehrenämtern?
Ich nehme nochmal mich als Beispiel. Meine Vorgängerin Lorena Hägele war noch nicht in dem Alter, als dass sie als Hauptjugendwartin ihr Amt hätte abgeben müssen. Aber dennoch hat sie sich früh umgeschaut und überlegt, wer könnte einmal Nachfolger oder Nachfolgerin werden. Das machen wir auch so im Jugendbeirat. Wir schauen, wer kommt nach, wer kann Aufgaben übernehmen. Und das sollte auch im Gesamtverein verstärkt passieren. Der Vorteil ist ja, dass man seine Erfahrung dann auch aktiv weitergeben kann.

Also so eine Art eine Mentorenprogramm? So etwas gibt es bisher nicht. Ist das etwas, das Du in die Vereinsleitung einbringen möchtest?
Grundsätzlich gibt es da noch keine Überlegungen. Aber das wäre sicher etwas, das man mal diskutieren könnte. Generell denke ich, dass es wichtig für die Zukunft des Vereins ist, auf verschiedenen Ebenen jüngere Menschen Schritt für Schritt in die Verantwortung bringen.

Um noch einmal zur Albvereinsjugend zurückzukommen. Wenn Du Dir etwas wünschen könntest für deren Zukunft, was wäre das?
Ich würde gerne unsere Öffentlichkeitsarbeit weiter stärken. Wir sind ja schon gut dabei mit Messeauftritten, unserer Website, den Sozialen Medien und unserer Vereinszeitschrift STUFE. Aber das sollten wir weiter ausbauen, um noch mehr Jugendliche für unsere Freizeiten zu begeistern und auch mehr Ehrenamtliche zu finden. Wir müssen wieder mehr in der Öffentlichkeit präsent sein. Jugendliche solle uns kennenlernen können. Ich wünsche mir starke und ausgebuchte Freizeiten und weiter ein starkes Ehrenamtsteam dafür und für die Ortsgruppen. Und dann kommt der Rest auch.


Mehr über Mats Thiele
Seit Oktober 2023 ist Mats Thiele Hauptjugendwart der Schwäbischen Albvereinsjugend. Seine frühesten Erinnerungen an den Schwäbischen Albverein sind Wanderungen, zu denen ihn seine Oma mitgenommen hatte. Eine Osterfreizeit hat ihn dann mit dem Albvereinsjugend-Virus infiziert. „Ich habe bis zu meinem Studium das ganze Jahr um die Freizeiten der Albvereinsjugend geplant“, erzählt der 22-Jährige. Über das Fuchsfarmfestival kam er in die Jugendvertretungsversammlung. Später war er dann im Jugendbeirat der Albvereinsjugend tätig und schließlich Stellvertreter der langjährigen Hauptjugendwartin Lorena Hägele. Wenn er nicht für den Verein tätig ist, arbeitet der studierte Wirtschaftsinformatiker aus Bietigheim-Bissingen im Projektmanagement für die Landesbank Baden-Württemberg.

 

Wettrennen zum Schnapszahl-Geburtstag

29 große und kleine Fahrerinnen und Fahrer waren am Start beim Seifenkistenrennen der Albvereins-Ortsgruppe Weilersteußlingen Ende April. Damit feierte die Ortsgruppe ihren 111. Geburtstag und nach 15 Jahren Pause wieder ein Rennen.

Ein giftgrünes Fass, ein Einkaufswagen, sogar ein Koffer – verbaut wurde, was zur Hand war. Und herausgekommen sind 17 verschiedene Rennfahrzeuge, mit denen insgesamt 29 große und kleine Fahrerinnen in insgesamt drei Wertungskategorien den geteerten Feldweg bei Weilersteußlingen hinunterpreschten. 41 bis 70 Kilometerschnell wurden die Kisten.

Hier noch ein paar weitere Daten: Der jüngste Teilnehmer im Alter von 5 Jahren gewann die Kinderwertung, der Pokal für das schönste Fahrzeug ging an die Feuerwehr für ihren Drehleiterwagen, gut 300 Menschen standen an Start und Ziel und am Streckenrand, um die Rennfahrerinnen und -fahrer anzufeuern.

Regio TV Schwaben fährt mit
Mit dabei beim „Schnapszahl“-Geburtstagsrenn war übrigens auch ein Regio-TV-Reporter Felix Achberger, der seine Fahrt mit einer Helmkamera dokumentierte. Hier geht es zum Fernsehbeitrag.

Gibt es nächstes Jahr wieder ein Seifenkistenrennen in Weilersteußlingen? Rennleiterin Christina Heilig, stellvertretende Vorsitzende der Ortsgruppe, schließt das nicht aus. Man wird sehen.

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Eine Wandergruppe sicher leiten

Ein Wanderführer oder eine Wanderführerin muss vieles können: etwa sich im Gelände orientieren, eine Tour mit Hilfe von topographischen Karten konzipieren, etwas über Landschaftsgeschichte, die Natur und ihren Schutz sowie die Kulturlandschaft erzählen können und für eine gute Stimmung in der Wandergruppe sorgen.

Bei den Lehrgängen der Heimat- und Wanderakademie Baden-Württemberg können sich Interessierte in 80 Stunden zum Wanderführer oder zur Wanderführerin ausbilden lassen. Es gibt die Wahl zwischen Wochenendlehrgängen oder Kompaktwochen. Dazu kommt immer ein eintägiger Abschlusslehrgang. Die Ausbildung ist anerkannt als Bildungszeit nach dem Bildungszeitgesetz.

Der nächste Lehrgang findet vom 7. bis 15. Juni in Niederstotzingen nahe Giengen an der Brenz statt. Zum Abschlusslehrgang sind die Teilnehmenden am 13. Juli nach Bartholomä eingeladen. Die Ausbildung schließt mit den Zertifikaten Wanderführer*in des Deutschen Wanderverbands und Natur- und Landschaftsfüher*in (BANU) ab. Es gibt noch Restplätze.

Weitere Informationen zur Ausbildung zum Wanderführer bzw. Wanderführerin
Weitere Ausbildungstermine: 27. September bis 5. Oktober in Balingen-Dürrwangen

 

Wandertagswimpel aus Remstal verabschiedet

Landrat Bläse und Bürgermeister Schlenker schicken Albvereins-Wandergruppe unter der bewährten Leitung von Hauptwanderwart Peter Herrmann auf den Weg nach Heilbad Heiligenstadt in Thüringen. Dort findet im September der 122. Deutsche Wandertag statt.

Knapp 500 Kilometer ist es von Fellbach und dem Remstal, wo 2022 der Deutsche Wandertag ausgetragen worden ist, nach Heilbad Heiligenstadt in Thüringen. Dort findet im September der nächste Deutsche Wandertag statt. Die „Stabübergabe“ erfolgt in Form des Wandertagswimpels, der in vier Etappen von einer Wandergruppe nach Thüringen getragen wird. In einer ersten Etappe im vergangenen Jahr haben Wandernde den Wimpel bereits von Fellbach nach Mögglingen getragen. Von dort ist nun am Samstag eine zehnköpfige Wandergruppe des Schwäbischen Albvereins mit dem Wimpel zur zweiten von vier Wanderetappen in Richtung Thüringen gestartet.

Remstal mit dem 121. Deutschen Wandertag als Wanderregion etabliert

Verabschiedet wurde die Wandergruppe von Landrat Dr. Joachim Bläse vom Ostalbkreis und dem Mögglinger Bürgermeister Adrian Schlenker. „Der Deutsche Wandertag hat das Remstal in touristischer Hinsicht in eine höhere Umlaufbahn katapultiert“, betonte Landrat Bläse. Er wies in diesem Zusammenhang auf die 12-Stunden-Remstalwanderung am 9. Mai hin, die auch in diesem Jahr mit 1.500 Wandernden längst ausgebucht sei. Man habe sich bei Wanderfreunden überregional einen Namen gemacht, so Bläse weiter. „Darauf wollen wir aufbauen und natürlich beim Deutschen Wandertag im September in Thüringen weiter kräftig die Werbetrommel rühren.“

Gute Wünsche für die zweite Etappe der Wimpelwanderung

Auch Bürgermeister Adrian Schlenker erinnert sich gerne an den Deutschen Wandertag im Remstal zurück. „Zahlreiche Besucher aus nah und fern haben an den Veranstaltungen und Wanderungen teilgenommen – und angekündigt, zu einem späteren Zeitpunkt zum Wandern ins Remstal zurückkommen zu wollen. Das Remstal wandert also weiter“, sagte Schlenker und wünschte der Wandergruppe um den Hauptwanderwart des Schwäbischen Albvereins, Peter Herrmann, alles Gute für die zweite Etappe der Wimpelwanderung.

In einer Woche von Mögglingen nach Ochstenfurt

Diese führt durch das nördliche Vereinsgebiet über Ellwangen, Crailsheim, Creglingen bis nach Ochsenfurt, dem nächsten Zwischenziel. „Ich freue mich sehr, dass uns einige Ortsgruppen auf dem Weg für Tagesetappen begleiten wollen“, erklärte Peter Herrmann. Dies zeige, dass sich die Menschen im Verein miteinander verbunden fühlen und sich gegenseitig unterstützen.

 

Eine Woche lang dauert die zweite Etappe der Wimpelwanderung nach Heilbad Heiligenstadt. 143 Kilometer werden die Wandenden zu Fuß zurücklegen. Im Juli und September gibt es zwei weitere Wochenetappen, um den Wandertagswimpel pünktlich am 19. September zum Start des 122. Deutschen Wandertags in Heilbad Heiligenstadt zu übergeben.

Alle Informationen zur Wimpelwanderung und zu den einzelnen Etappen


Eindrücke von unterwegs

Biosphärengebiet Schwäbische Alb wird neu ausgeschildert

Gelb statt Silber – Im Biosphärengebiet Schwäbische Alb werden die Albvereinswege ab Ende April neu ausgeschildert. Finanziert wird die Neubeschilderung von den Landkreisen Reutlingen und Esslingen sowie mit Fördermitteln aus dem Tourismusinfrastrukturprogramm.

Nach diesem Muster werden auch auch die künftigen Wegzeiger im Biosphärengebiet Schwäbische-Alb gestaltet sein.

Metallpfosten mit gelben und grünen Wegzeigern – Sie weisen mittlerweile an vielen Stellen auf der Schwäbischen Alb Wandernden den Weg. Die gelben Schilder bilden das Wegenetz des Schwäbischen Albvereins ab, die grünen zeigen Ortsrunden und andere Rundwanderwege. Allerdings gibt es immer noch eine große Lücke: das Biosphärengebiet Schwäbische Alb. In den nächsten Monaten wird auch dieses Gebiet neu ausgeschildert.

Was lange währt, wird endlich gut!

Der Weg zur Neubeschilderung begann vor sieben Jahren mit der Umsetzung der „hochgehberge“, einem Netz aus touristischen Rundwanderwegen, und der Optimierung des Gundwegenetzes des Schwäbischen Albvereins. „Wir haben uns die Trassenführungen genau angeschaut, Wege zusammengeführt oder verlegt“, berichtet Gerhard Stolz, Hauptfachwart für Wege beim Schwäbischen Albverein. Er hat gemeinsam mit dem Wegereferat in der Hauptgeschäftsstelle und vielen ehrenamtlichen Wegewarten vor Ort den gesamten Prozess begleitet. „Im Biosphärengebiet gibt es viele Gemeinden, die alle beteiligt waren, dazu mussten auch die Belange des Naturschutzes berücksichtigt werden. Das war nicht immer einfach, aber immer konstruktiv“, erklärt Stolz.

Neubeschilderung mit gelben Wegzeigern

Nach der Umsetzung der „hochgehberge“ und der Wegeoptimierung geht es im zweiten Schritt nun um die Neubeschilderung des Albverein-Grundwegenetzes. „Bisher hatten wir die rechteckigen, silbernen Wegzeigertafeln“, berichtet Stolz. Wie viele es davon gibt, kann er nicht genau sagen. Viele auf jeden Fall im gesamten Biosphärengebiet. Die Tafeln hängen vor allem an Bäumen. Sie sollen nun ersetzt werden durch die gelben und grünen Wegzeiger an Metallpfosten, wie sie etwa im Ostalbkreis, im Remstal oder in Teilen des Landkreises Esslingen schon üblich sind. „Die alten Wegetafeln lassen wir nur dort hängen, wo sie weiterhin Sinn machen“, so Stolz.

Wo die neuen Wegzeiger stehen sollen, wurde mit Hilfe eines Planungsbüros ermittelt. Es folgte – wie bei der Optimierung des Wegenetzes auch – ein langwieriger Abstimmungsprozess mit den Kommunen, dem Naturschutz, Forst und Tourismus. In dessen Verlauf ist ein Kataster entstanden, in dem die Standorte und Inhalte aller Wegzeiger gelistet sind.

Digitale Wegeverwaltung mit dem Natursportplaner

Martina Steinmetz, Wegereferentin im Schwäbischen Albverein, öffnet in ihrem Stuttgarter Büro das dafür vorgesehene Planungstool auf ihrem Computer – den sogenannten Natursportplaner. Kleine Fähnchen markieren die Standorte von Wegzeigern in der Wanderkarte. Mit einem Mausklick öffnet sie das dazugehörige Dokument mit allen Informationen zu den Schildern – Richtung, Aufschrift und einem Vor-Ort-Foto. „Wenn ein Wegzeiger beschädigt ist oder abhandenkommt, dann können wir dank des Katasters leicht nachvollziehen, was ersetzt werden muss“, sagt Steinmetz. Die Wegewarte vor Ort sind angehalten, alle Veränderungen nach Stuttgart zu melden. Außerdem gibt es an jedem Wegzeiger einen QR-Code, der zu einem Rückmeldeformular auf der Website des Albvereins führt. So können etwa Schäden am Schild von den Wandernden auch direkt gemeldet werden. „Am besten auch mit Foto“, sagt Steinmetz.

Projektabschluss bis Herbst 2024 geplant

Erleichterung ist bei Gerhard Stolz zu spüren, dass Mitte April nun endlich die neuen Wegzeiger aufgestellt werden. Für den ersten Bauabschnitt im Landkreis Esslingen läuft die Schilderproduktion bereits. Sechs bis acht Wochen sind für die Montage vorgesehen. Danach geht es weiter im Landkreis Reutlingen. Wenn alles nach Plan läuft, sollten bis Herbst 2024 alle neuen Wegzeiger stehen. Finanziert wird die Neubeschilderung von den Landkreisen Reutlingen und Esslingen sowie mit Fördermitteln aus dem Tourismusinfrastrukturprogramm. Das Geschäftsstelle des Biosphärengebiets hat das Kataster federführend geplant und finanziert.

Pressemitteilung des Regierungspräsidium Tübingen zum Pressetermin anlässlich der Übergabe der Katasterplanung für das Biosphärengebiet

 

Ein Loblied auf das Unkraut

Was haben Giersch, Löwenzahn und Brennnesseln gemeinsam? Sie wachsen oft da, wo sie nicht so gern gesehen sind und ärgern so den ordentlichen Gartenliebhaber. Um zu ihrer Rehabilitation beizutragen, gibt es seit einigen Jahren den Ehrentag des Unkrauts am 28. März.

Ausgerissen, vergiftet und als Un-Kraut verleumdet – Manche Pflanzen haben es nicht leicht. Dabei haben „Unkräuter“ wichtige Funktionen in der Natur. Sie ernähren Insekten und verknüpfen Arten- und Ökosysteme. Es sind Wildkräuter, Gräser und Wildblumen, die als begleitende Vegetation auf Äckern oder anderen Kulturpflanzenbeständen, Grünland oder in Gärten wachsen. Sie werden dort nicht gezielt angebaut, sondern säen sich selber aus.

Der Mensch stört sich oft an diesen Pflanzen. Trotz ihres ökologischen Wertes. Manche mögen eben keine Gänseblümchen oder Pusteblumen in ihrem Rasen. Andere ärgern sich, weil der Giersch das Gemüsebeet überwuchert. Landwirte bekämpfen etwa die Ackerwinde oder die Vogelmiere im Getreide, denn zu viel Unkraut mindert den Ertrag.

Ökologischer Wert sogenannter Unkräuter

Doch angesichts des massiven Artensterbens setzt auch ein Umdenken ein. Sogenannte Unkräuter bieten ernähren nämlich viele Bestäuber, sie sind Wohnstatt für viele Insekten oder schützen den Boden vor Erosion. Sie tragen dazu bei, unsere Ökosysteme stabiler und diverser zu machen und damit auch widerstandsfähiger gegen den Klimawandel. Gerade in dicht besiedelten Gebieten oder auf in landwirtschaftlichen Monokulturen bieten Äcker- oder Straßenränder mit Wildpflanzen Insekten ein Überleben. Und wer gerne Schmetterlinge oder andere Insekten in seinem Garten bewundert möchte, sollte dort einige „wilde Ecken“ stehen lassen als Brutstätte für Raupen und Insektenlarven und Nahrung für die ausgewachsenen Insekten.

Sieht gut aus, schmeckt gut und hilft gegen Wehwehchen

Dazu kommt, dass viele sogenannte Unkräuter einfach hübsch sind. Was symbolisiert denn den Sommer besser als das Rot des Klatschmohns oder das Blau der Kornblume? Kamille und Spitzwegerich sind mittlerweile als Heilpflanzen wieder fest etabliert, während Rübe oder Feldsalat – früher verpönt – mittlerweile als Kulturpflanzen gelten.

Dem Giersch an den Kragen

Doch was tun, wenn das „Unkraut“ wirklich stört und einfach nicht vergehen will – so wie etwa der Giersch im Garten? Der verbreitet sich im Sommer schneller, als man schauen kann. Durch seine unterirdischen Ausläufer ist er kaum in den Griff zu kriegen. Oberirdisch wächst er „wie Unkraut“ und nimmt anderen Pflanzen das Licht und den Platz. Alles in allem recht ärgerlich.

Doch warum nicht aus der Not eine Tugend machen und den lästigen Burschen einfach verspeisen? Mit Essig, Öl, Salz und Pfeffer angerichtet ergeben junge Triebe einen sehr leckeren, frischen Salat.  Der Geruch und Geschmack des Gierschs etwas an Möhre oder Petersilie. Zudem ist er gesund. Als Heilpflanze soll er gegen Rheuma, Gicht, Ischias und viele weitere Zipperlein wirken, weswegen wird er in manchen Gegenden „Zipperleinskraut“ genannt wird.

Wilde Superfoods

Es gibt auch noch viele weiter vermeintliche Unkräuter, die wir vervespern können oder die gegen irgendwelche Wehwehchen helfen. Hier weitere Beispiele:

  • Junger Löwenzahn zum Beispiel eignet sich wie der Giersch als Salat. Er enthält Vitamin A, Kalium und Bitterstoffe, die die Verdauung anregen. Geben wir noch ein paar Gänseblümchenblüten darüber, dann kommt noch eine Dosis Vitamin C dazu. Ein wahrer Super-Salat.
  • Frische Brennnesseltriebe kann man kochen wie Spinat und bekommt neben dem würzigen Geschmack noch eine Extraportion Eisen, Kalzium und Magnesium dazu.
  • Die Vogelmiere, ebenfalls reich an Eisen und Vitamin C, schmeckt gut als Pesto zubereitet.
  • Die Blätter des Sauerampfers wirken antientzündlich, enthalten viel Vitamin C und eignen sich für Suppen, Soßen oder Salate. Doch bitte nur die ganz jungen, grünen Blätter pflücken und in Maßen genießen. Sauerampfer enthält nämlich Oxalsäure, die in größeren Mengen gesundheitsschädlich ist.
  • Spitzwegerich lässt sich zu Hustentee verarbeitet. Der Saft aus zerriebenen Blättern lindert den Juckreiz bei Insektenstichen und fördert die Wundheilung.


Wenn Sie mehr wissen wollen, über Wildkräuter und wie sie sich in der Küche und Hausapotheke verwenden lassen, dann schauen Sie doch in unserem Lädle vorbei. Dort haben wir eine Auswahl Wildkräuter-Buchern für Sie vorrätig. Oder Sie stöbern in unserem Onlineshop.

Der Wald im Klimawandel

Die langen Hitze- und Dürreperioden in den vergangenen Jahren haben den Wäldern in Baden-Württemberg stark zugesetzt, berichtet Försterin und Gaunaturschutzwartin des Schwäbischen Albvereins, Waltraud Leinen, im Interview zum Tag des Waldes am 21. März. Ein vergleichsweise feuchtes Jahr 2023 hat daran nicht viel geändert. Der Forst arbeitet an Strategien, den Wald widerstandsfähiger zu machen.


Frau Leinen, wie ist der Zustand des Waldes derzeit?

Leider schlecht, auch wenn 2023 ein überdurchschnittlich nasses Jahr war. Aber Juni und Juli waren zu warm und sehr trocken. Das hat die Bäume gestresst. Es reichen schon sechs Wochen ohne Regen aus, dass auch tief wurzelnden Bäumen das Wasser ausgeht. Und solch lange Trockenzeiten haben wir mittlerweile jedes Jahr. Die Wälder haben einfach keine Zeit mehr, sich wirklich zu regenerieren. Sie sind im Dauerstress.

Wie wirkt sich dieser Stress konkret aus?

In den langen Trockenphasen sterben viele Äste ab. Außerdem sind die Bäume anfälliger für Schädlinge, also für Insekten oder Pilze. Diese nutzen die Schwächung der Bäume aus. Selbst die Buche, die ziemlich robust ist, zeigt großflächig Schäden. Da leuchten alle Alarmknöpfe.

Sind diese Schäden dem Klimawandel zuzuordnen? 2023 haben wir ja zum ersten Mal die 1,5 Grad-Marke überschritten.

Man muss das differenzieren. Ein Durchschnittswert, wie die 1,5 Grad, sagt über das Wohlbefinden einer Pflanze prinzipiell erst einmal nichts aus. Es wird im Schnitt wärmer, das stimmt. Aber das ist isoliert betrachtet nicht unbedingt ein Problem. Das Problem für den Wald und für unsere Natur generell sind langhaltende Wetterphasen. Und werden im Zuge des Klimawandels häufiger. Wir haben monatelange Schönwetterphasen mit teilweise sehr hohen Temperaturen, dann wieder Regenphasen über mehrere Monate. Dazu gibt es mehr Stürme – das tut der Vegetation nicht gut. Faktisch sind deshalb mittlerweile alle Bäume vom Klimawandel betroffen. Die Schäden sind enorm.

Artenreicher Mischwald ist der beste Schutz gegen den Klimawandel. Das ist mittlerweile gut belegt. Wie reagiert die Forstwirtschaft auf diese Erkenntnisse?

Es ist richtig, dass eine Mischung der Baumarten eine größere Widerstandskraft hat, als eine Monokultur. Je mehr Arten, desto stabiler ist ein Ökosystem. Die verschiedenen Arten stützen sich dann gegenseitig und schaffen einen Ausgleich. Allerdings gibt es bei uns auch natürliche Monokulturen wie den Buchenwald. An guten Standorten verdrängt die Buche andere Baumarten. Aber sie kommt auch als Mischbaumart vor auf für sie nicht so optimalen Böden. Wir versuchen jetzt, dort, wo die Buche Probleme bekommt, den Wald zu diversifizieren. Etwa mit der Eiche oder der Elsbeere. Das geht nur durch Pflanzung. Grundsätzlich muss man sagen, dass der europäische Wald generell artenarm ist. Das liegt an der Eiszeit. Im tropischen Wald oder auch in amerikanischen Wäldern ist die Artenvielfalt viel größer – auch auf den gleichen Breitengraden. Das bedeutet, dass uns gar nicht so viele Baumarten für eine Durchmischung zur Verfügung stehen.

Sind Bäume aus anderen Erdgegenden eine Lösung? Man könnte widerstandsfähige Arten von dort bei uns anpflanzen.

Die forstlichen Versuchsanstalten experimentieren derzeit mit Baumarten vom Balkan und aus Zentralasien – also Arten, die an kontinentales Klima gewöhnt und von Natur aus heißen Sommern und Trockenheit ausgesetzt sind. Solche Versuche sind aber sehr langwierig, 40 Jahre und mehr. Bäume wachsen halt langsam. Es gibt viele Fragen, die beantwortet werden müssen. Wie wirken sich fremde Arten auf unser Ökosystem aus? Wie kommen sie mit den Böden hier klar? Wie mit hoher Luftfeuchtigkeit im Sommer? Und was macht das mit den heimischen Arten, wenn man eine fremde Art einführt? Das ist alles nicht so einfach. Wir tasten uns da heran.


«Unsere Wälder verändern sich durch den Klimawandel. Es kann gut sein, dass sie in Zukunft jünger und lichter sein werden.» (Waltraud Leinen)


Welche Strategien zur Klimaanpassung stehen denn sonst noch zur Verfügung?

Wir nutzen einmal die natürliche Verjüngung. Und wir pflanzen punktuell verschiedene Baumarten, wo eine natürliche Durchmischung und Verjüngung durch Aussaat nicht zu erreichen ist. Dafür nutzen wir zum Beispiel den Spitzahorn. Der ist relativ hitze- und trockenresistent. Im Bereich der Nadelhölzer greifen wir auf Bäume mit tiefen Wurzeln zurück, etwa die Weißtanne oder auch die Douglasie. Sie ist zwar auch keine heimische Art, aber sie ist immerhin schon gute hundert Jahre hier, so dass wir bereits Erfahrungen mit ihr haben. Von Fichtenschonungen unter 500 Höhenmetern müssen wir uns verabschieden. Die Bäume sterben in diesen Breiten einfach ab, weil es zu trocken ist. Vielleicht müssten wir aber auch tatsächlich mutiger in Versuche mit anderen Arten gehen. Denn so wie es momentan aussieht, können wir nicht abwarten, bis sich unsere Wälder natürlich umbauen.

Wie verändert sich die Arbeit im Forst in Zeiten des Klimawandels?

Wir Försterinnen und Förster haben viel mehr Arbeit als früher. Wir müssen mehr Kontrollen durchführen, weil es viel mehr geschädigte Bäume gibt. Der Wald ist groß. Da stehen wir echt unter Druck. Außerdem müssen wir wesentlich mehr pflanzen. In meinem Revier sterben gerade sehr viele Eschen durch eine Pilzkrankheit. Das macht mir Sorgen und bereitet mir viel Arbeit.

Der Wald ist Erholungsraum für viele Menschen. Wir kennen ihn als dicht und grün und friedlich. Nachdem was Sie erzählen, verändern sich die Wälder aber gerade sehr. Werden wir künftig noch Wälder haben, wie wir sie jetzt kennen?

Unsere Landschaft verändert sich. Schauen Sie mal ins Sauerland oder in den Harz. Da gibt es mittlerweile Flächen, die komplett entwaldet sind, weil die Fichten alle abgestorben sind. Wir in Baden-Württemberg haben Glück, dass wir sehr schöne und sehr gemischte Wälder haben. Aber auch bei uns sterben Bäume teils flächig ab. Ich denke, wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass es nicht mehr so viele alte Bäume geben wird, vor allem im Wirtschaftswald. Ein junger Baum hält einfach mehr aus. Allerdings sind alte Wälder sehr viel artenreicher. Deshalb ist das nicht unbedingt eine gute Aussicht für den Naturschutz.

Eine andere Strategie können wir uns aus dem Mittelmehrraum abschauen. Dort stehen die Bäume viel weiter auseinander, damit sie sich nicht gegenseitig das Wasser abgraben. Vielleicht werden wir das übernehmen müssen. Dadurch wird unser Wald lichter werden.

Durch den Klimawandel gibt es mehr Stürme bei uns. Äste werden abgerissen, Bäume stürzen um. Wie sicher ist es dauerhaft noch in unseren Wäldern?

Bei Starkwind ist es im Wald nicht sicher! Das kann ich nicht oft genug sagen. Viele alte Bäume haben im Kronenbereich dicke, abgestorbene und zum Teil morsche Äste. Wenn da einer runterfällt, kann das lebensgefährlich sein.

Astbruch im Wald gilt als „waldtypische Gefahr“. Was bedeutet das genau für Erholungssuchende?

Das bedeutet, dass sie sich auf eigene Gefahr im Wald aufhalten. Wir Förster sind nicht verpflichtet und auch nicht in der Lage, an Waldwegen alle dürren Äste von den Bäumen zu entfernen. Das ist anders an öffentlichen Straßen oder in städtischen Parks. Da werden die Bäume genau kontrolliert. Wenn Sie in den Wald gehen, dann müssen Sie mit „waldtypischen Gefahren“ rechnen, also damit, dass auch einmal ein Ast herunterfällt. Leider wissen das viele Menschen nicht. Ich sehe es als eine der Aufgaben der Wandervereine an, auch auf diese Gefahren hinzuweisen.