Landschaftspflege ist Artenschutz

Immer wieder kommt es vor, dass unser Landschaftspflegetrupp Unverständnis erntet. Etwa wenn blühende Wiesen abgemäht, Hecken „rasiert“, Büsche und Bäume gefällt werden – und das auch noch in Naturschutzgebieten. Doch die Landschaftspflege des Schwäbischen Albvereins gilt dem Natur- und Artenschutz. Hier erklären wir Ihnen mehr.

Jörg Dessecker macht Tabula rasa. Das Visier seines Schutzhelms über die Augen gezogen, sägt sich der Leiter des Landschaftspflegetrupps des Schwäbischen Albvereins durch dichtes Weidengebüsch. Was wie ein willkürlicher Kahlschlag aussieht, ist Teil einer Landschaftspflegemaßnahme im Schopflocher Moor. „Die Weiden würden hier sonst alles zuwuchern“, erklärt Dessecker.

Sukzession zerstört typische Landschaften

Ein Traktor mit mannshohen Reifen zieht auf einem Weg am Rande des Moors einen großen Wagen heran. Mit einem kleinen Kran wird das Weidengebüsch aufgeladen. Die Weide ist eigentlich eine typische Gehölzart für die Gegend. Wird sie jedoch nicht in Schach gehalten, wuchert sie das Moor zu. Sukzession nennen das die Fachleute. Das gilt es zu verhindern, um die Streu- und Feuchtwiesen, die wertvoller Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten sind, und das charakteristische Landschaftsbild zu erhalten.

Landschaftspflege für den Artenschutz

Landschaftspflege ist ein wichtiger Bestandteil des Natur- und Artenschutzes. Auch in Naturschutzgebieten. Bei Landschaftspflegetagen kann es dort dann sehr geschäftig zugehen – wie im vergangenen Oktober im Schopflocher Moor, wo mehr als 80 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer mitarbeiteten, auch auf Flächen, die normalerweise nicht betreten werden sollen.

Kritische Anfragen zu Landschaftspflegemaßnahmen

„Vor allem wenn es um die Heckenpflege geht, bekommen wir immer wieder kritische Anfragen“, berichtet Naturschutzreferentin Meike Rau. Hier sind Eingriffe nämlich sehr deutlich sichtbar. „Auf Stock setzen“ nennen es Fachleute, wenn eine Hecke so stark zurückgeschnitten wird, dass im Grunde nicht mehr viel davon übrig ist. „Das ist notwendig, um die Hecke zu verjüngen und zu erhalten“, erklärt Rau. Damit die Heckenbewohner wie Insekten und Vögel trotzdem ihren Lebensraum behalten, gehe man beim Verjüngen in Abschnitten vor. Und auch eine schöne Blumenwiese wird nicht ohne Grund gemäht, erklärt Rau weiter. So werden etwa bestimmte Gräser und andere Pflanzen vor dem Aussamen entfernt, damit sie sich nicht weiter vermehren und seltene Arten verdrängen.

Wird die Landschaft sich selbst überlassen, entsteht ein neuer Wald

Generell gilt: Das Ziel aller Landschaftspflegemaßnahmen ist immer, die Kulturlandschaft zu erhalten und artenreiche Flächen zu pflegen. Denn „Natur pur“ gibt es in Deutschland so gut wie nirgends mehr. Wacholderheiden, auf die man auf der Schwäbischen Alb so stolz ist, sind im Laufe der Jahrhunderte durch intensive Schafbeweidung entstanden. Weideflächen mit ihrem Magerrasen auf der Albhochfläche oder im Heckengäu sind alte Kulturlandschaften, ebenso wie die Wiesentäler im Schwäbisch-Fränkischen Wald. Die reiche Kulturlandschaft, die wir heute sehen, ist letztlich ein Produkt menschlicher Wirtschaftsweise. Und sie ist Heimat für viele – auch seltene – Pflanzen und Tiere. Wird sie sich selbst überlassen, würde ein Wald entstehen.

 

Typische Kulturlandschaften als Lebensraum seltener Arten

Im 20. Jahrhundert sind viele dieser typischen Kulturlandschaften verloren gegangen. Artenreiche Magerwiesen sind nicht lukrativ in der Bewirtschaftung, da sie seltener gemäht werden dürfen als Wirtschaftswiesen. Auch die Schäferei ist als Hauptberuf kaum noch ein einträgliches Geschäft. Die Folge: Wacholderheiden verbuschen, Wiesentäler wachsen zu. Das Landschaftsbild verändert sich. Lebensräume gehen verloren, die viele Arten brauchen. Die Silberdistel zum Beispiel, viele Orchideenarten und andere Wiesenblumen, seltene Schmetterlinge, Wildbienen oder Eidechsen. Hier greift die Landschaftspflege ein.

Landschaftspflegetrupp kümmert sich um Albvereins-Naturschutzflächen

Der Schwäbische Albverein sträubt sich gegen diese Entwicklung. Seit vielen Jahrzehnten hat der anerkannte Naturschutzverband für den Natur- und Artenschutz wichtige Flächen erworben. Dazu gehören Wälder, Wacholderheiden, Magerwiesen, Hecken und Feldreine oder eben auch große Teile des Schopflocher Moors. Seit 1993 unterhält der Verein einen eigenen, hauptamtlichen Landschaftspflegetrupp mit Jörg Dessecker als Leiter. Das vierköpfige Team bestehend aus zwei Landschaftsgärtnern und zwei FÖJlern oder Bundesfreiwilligendienstleistende kümmert sich um die Albvereinsflächen, unterstützen die Ortsgruppen bei ihrem ehrenamtlichen Engagement im Naturschutz und gehen den Kommunen im Ländle zur Hand, wenn diese Unterstützung anfordern.

Weitere Informationen über unsere Landschafts- und Biotoppflege

 

 

Baden-Württemberg auf dem Weg zur Klimaneutralität

Der Ausbau erneuerbarer Energien und der Naturschutz scheinen sich nicht immer grün zu sein. Wie beide trotz aller Konflikte zusammengehen können, wurde beim Naturschutztag des Schwäbischen Albvereins am 12. November in Wernau erörtert.

Der Klimawandel ist auch in Baden-Württemberg angekommen. Immer mehr extreme Wetterereignisse wie Hitzesommer oder Starkregen verursachen große Schäden. Etwa 25 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten sind durch den Klimawandel vom Aussterben bedroht. Es ist also höchste Zeit gegenzusteuern, erklärte Regierungspräsidentin Susanne Bay vom Regierungsbezirk Stuttgart in ihrem Beitrag beim Naturschutztag. „Wir sind immer noch viel zu abhängig von fossilen Energieträgern, wie uns auch der Krieg in der Ukraine deutlich vor Augen führt.“ Der Umstieg auf erneuerbare Energien sei deshalb unausweichlich. 2021 lag der Anteil der erneuerbaren Energien an der Bruttostromerzeugung bei 36,3 Prozent. „Da ist deutlich Luft nach oben.“

Strom aus erneuerbaren Energien ist die Zukunft

„Wir brauchen in Zukunft große Solarparks und Windkraftanlagen“, stimmte Franz Pöter, Geschäftsführer der Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg e. V. der Regierungspräsidentin zu. „Andernfalls werden wir den Umstieg nicht rechtzeitig schaffen.“ Denn bis 2040 soll Baden-Württemberg klimaneutral werden. Doch ist es realistisch? „Eine sehr bedeutende Reduktion der Treibhausgase ist dafür nötig“, so Pöter beim Naturschutztag. Energiesparen, energieeffiziente Technologien nutzen und die erneuerbaren Energien beim Stromverbrauch und im Wärmebereich ausbauen – das sind die wichtigen Schritte, die nun nötig sind und schnellstmöglich umgesetzt werden sollen.

Emissionen einsparen

Die gute Nachricht ist: Die Erzeugung von Strom aus Wind, Sonne, Wasser und Biomasse ist mittlerweile deutlich günstiger als aus fossilen Energieträgern. Außerdem hat sich die Technik enorm weiterentwickelt. Eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach eines Einfamilienhauses etwa reduziert die CO2-Emissionen um durchschnittlich 10 Tonnen pro Jahr. „Das ist ungefähr so viel, wie jeder von uns als CO2-Päckchen mit sich herumträgt“, rechnet Pöter vor. Mit Solarparks ließen sind noch wesentlich mehr Emissionen einsparen. Im Winterhalbjahr ist dann Windenergie entscheidend. Pöter nennt die Windräder die „Arbeitspferde“ der Stromerzeugung. Und auch hier gilt: Die heutigen Anlagen sind deutlich leistungsstärker als früher. Sie sind höher und die Rotordurchmesser größer, so dass auch bei geringen Windgeschwindigkeiten Strom produziert werden kann.

Hohe Akzeptanz bei der Bevölkerung

Die Bevölkerung hat mittlerweile die Notwendigkeit des Ausbaus erkannt. Pöter verweist auf eine repräsentative Umfrage, die die Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg e.V., durchgeführt habe. Selbst im eigenen Wohnumfeld könnten sich mehr als zwei Drittel der Befragten einen Solarpark und immer noch 64 Prozent ein oder mehrere Windräder vorstellen.

Flächen und Genehmigungen nötig

Bis 2040 müssen Wind- und Solarenergie mindestens 80 Prozent des Strommixes in Baden-Württemberg ausmachen, um das ehrgeizige Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. „Wir brauchen dafür Flächen und Genehmigungen“, betont Pöter.

Schlüsselfrage nach dem Standort

Doch wo und vor allem auch wie sollen diese Anlagen aus Naturschutzsicht entstehen? Dieser Frage widmeten sich beim Naturschutztag Luca Bonifer und Pia Schmidt vom Dialogforum Energiewende und Naturschutz. Das Dialogforum ist ein Gemeinschaftsprojekt der beiden Naturschutzorganisationen BUND und NABU mit dem Ziel, alle Beteiligten und Betroffenen bei einem naturverträglichen Ausbau der erneuerbaren Energien zu beraten und zu schulen.

Energiewende naturverträglich gestalten

Die beiden Fachfrauen sind davon überzeugt: „Man kann die Energiewende naturverträglich gestalten.“ Das ist wichtig, denn immer wieder geraten die Anliegen des Klimaschutzes mit den Anliegen des Natur- und Artenschutzes in Konflikt. Da brütet der Rotmilan just in der Nähe der Stelle, an der ein Windrad entstehen soll. Oder das Laichgebiet der streng geschützten Gelbbauchunke ist einem Solarpark im Weg. Oder der Flächenverbrauch beim Bau von Windrädern gerade in den Wäldern steht immer wieder in der Kritik.

Keine Windräder in Naturschutzgebieten

„Wir wollen keine Windräder in Naturschutzgebieten und anderen sensiblen Gebieten“, erklärt Bonifer. „Es gibt genug andere, unkritische Flächen.“ Intensiv genutzte Fichtenwälder etwa statt naturnahe, arteinreiche Waldgebiete oder freie Flächen, in denen keine gefährdeten Arten leben. Mit automatischen Abschaltungen könne das Kollisionsrisiko für Fledermäuse gesenkt werden. Mit neuen und attraktiven Jagdhabitaten oder Ersatzlebensräumen könne man die Tiere auch von den Anlagen weglocken. „Bis 2025 müssen in Baden-Württemberg die Windenergiegebiete ausgewiesen werden“, erklärt Bonifer. Hier sei Mitarbeit gefragt, damit sensible Gebiete gar nicht erst in Erwägung gezogen werden.

Photovoltaik auch auf Freiflächen nötig

Was Photovoltaik-Anlagen angeht, so besteht mittlerweile die Pflicht, sie auf Neubauten und Parkplätzen ab einer bestimmten Größe mit einzuplanen. „Aber wir werden nicht drum herum kommen, Anlagen auch auf Freiflächen zu bauen“, stimmt Pia Schmidt ihrem Vorredner Franz Pöter zu. Diese „Freiflächen“ sind in der Regel landwirtschaftliche Nutzflächen. Auf 60 Prozent dieser Flächen werden Futtermittel und auf weiteren 16 Prozent Energiepflanzen angebaut, gibt Schmidt zu bedenken. Ein Solarpark liefere ein Vielfaches an Energie als Mais, der dann in einer Biogasanlage verstromt wird. Wichtig sei also die Frage: Was war vorher auf dieser „Freifläche“?

Solarparks als Natur-Oasen

Werde ein Solarpark richtig geplant und gebaut, mit ausreichend Platz zwischen den Modulen, genug Bodenabstand und Korridoren für Großwild, dann können diese sogar Oasen für Flora und Fauna werden. Blühflächen unter und zwischen den Modulen, eine Schafbeweidung, Nistkästen, Feuchtbiotope sowie Totholz- oder Steinhaufen an den Rändern bieten Insekten, Vögeln, Eidechsen und Amphibien eine Heimat und Nahrung. „Wenn eine Anlage erst mal steht, gibt es wenig Störungen, d.h. die Natur kann sich ausbreiten“, erklärt Schmidt.

Wichtig: Sich bei der Planung einmischen

Es gibt also Lösungen, um den Ausbau der erneuerbaren Energien naturverträglich zu gestalten. Gerade die Standortwahl ist dabei entscheidend. Naturschützerinnen und Naturschützer sowie Menschen mit Ortskenntnis müssten sich deshalb rechtzeitig in die Planungen einbringen, so dass die Anlagen an der richtigen Stelle entstehen und mit entsprechenden Ausgleichsmaßnahmen geplant werden, betonen Schmidt und Bonifer. Das Dialogforum Energiewende und Naturschutz bietet hierbei Unterstützung und Beratung an.

Broschüre „Naturschutz im Schwäbischen Albverein“

Seit 1994 ist der Schwäbische Albverein anerkannter Naturschutzverband. In seiner Satzung spielt der Naturschutz eine wichtige Rolle. Doch was bedeutet eigentlich das konkret? In unserer neuen Broschüre „Naturschutz im Schwäbischen Albverein“ erfahren Sie mehr dazu. Jetzt bestellen oder herunterladen!

Als Wanderverein ist der Schwäbische Albverein bekannt. Doch dass er auch anerkannter Naturschutzverband ist, wissen viele nicht. Der Verein engagiert sich seit Jahrzehnten in der Landschaftspflege, besitzt gut 163 Hektar Naturschutzflächen und leistet sich seit 1993 einen hauptamtlichen Landschaftspflegetrupp. Ehrenamtliche aus den Ortsgruppen kümmern sich engagiert um schützenswerte Landschaftsteile in ihren Gemeinden, pflegen sie und führen Kontrollgänge durch. Unterstützt werden Sie durch die Gaunaturschutzwarte und das Naturschutz-Referat in der Hauptgeschäftsstelle in Stuttgart.

In unserer neuen Broschüre „Naturschutz im Schwäbischen Albverein“ erfahren Sie mehr über die Naturschutzarbeit des Vereins, was getan wird, wie die Arbeit organisiert ist und wie sich Ehrenamtliche einbringen können. Sie eignet sich für alle Interessierten am Naturschutz und für Ortsgruppen, die über den Naturschutz im Albverein informieren und Ehrenamtliche gewinnen möchten.

Die Broschüre ist erhältlich in unserem Onlineshop oder zum Herunterladen.

 

Starkes Wir-Gefühl macht Albschäferweg erst möglich

Seit Jahren schon arbeiten der Schwäbische Albverein und der Landkreis Heidenheim eng zusammen, wenn es um den Albschäferweg und seine Zeitspuren geht. Im Frühjahr 2022 hat man diese Partnerschaft in eine offizielle Vereinbarung gefasst. Zum Auftakt der Albschäferwoche am Samstag, 15. Oktober, bekräftigten Albvereinspräsident Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß und der Heidenheimer Landrat Peter Polta die langjährige Partnerschaft.

Das Projekt „Albschäferweg“ nahm 2012 seinen Anfang. Bei seiner Entwicklung waren Vertreter des Donau-Brenz-Gaus sowie verschiedene Ortsgruppen von Anfang an eng eingebunden. Daraus entstanden der 158 Kilometer lange Fernwanderweg sowie örtliche Rundwanderwege, die Zeitspuren. Die Wegewarte des Albvereins haben diese Wege und auch das Grundwegenetz neu beschildert.

Ein im Tourismusbereich des Landratsamts Heidenheim angesiedeltes Kompetenz-Team bestehend aus den Tourisikern des Landkreises sowie Vertretern des Albvereins kümmern sich um die Vermarktung des Weges und steuern die Zusammenarbeit mit mit allen Wegewarten und Wegepaten.

Albvereinspräsident Rauchfuß lobte die Partnerschaft zwischen Wanderverband und Landratsamt als vorbildlich. „Das alles geht nur gemeinsam! Hinter dem Weg steht ein starkes Wir-Gefühl“, so Rauchfuß.

Seit 2015 ist der Albschäferweg als Qualitätsweg durch den Deutschen Wanderverband zertifiziert. Der Schwäbische Albverein hat den Weg zudem offiziell – wie etwa die Hauptwanderwege – in sein Verzeichnis anerkannter Wanderwege aufgenommen. In diesem Jahr kam noch eine weitere Auszeichnung dazu. Beim Publikums-Voting des Wandermagazins als „Deutschlands Schönster Wanderweg“ erreichte der Albschäferweg den ersten Platz in der Kategorie „Mehrtageswanderungen“.

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Landschaftspflegetag im Schopflocher Moor

Mehr als 80 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer waren am Samstag, 8. Oktober, im Schopflocher Moor aktiv. Muskeln waren gefragt beim Abräumen von Gehölz und dem Zusammenrechen von Gras und Zweigen. Danke an alle, die dabei waren!

Muskelkraft war gefragt beim Landschaftspflegetag im Schopflocher Moor.

Vor 80 Jahren ist das Schopflocher Moor unter Naturschutz gestellt worden. Mitten im  Zweiten Weltkrieg wollte man in die Zukunft schauen und ein wertvolles, artenreiches Gebiet für die nachfolgenden Generationen schützen. „Es ist gerade in Krisenzeitn wichtig, ein Zeichen zu setzen“, betonte Ulrike Möck, die im Regierungspräsidium Stuttgart den Bereich Naturschutz und Landschaftspflege leitet. Gemeinsam mit Albvereinspräsident Dr. Hans-Urlich Rauchfuß, dem Esslinger Landrat Heinz Einiger und Schopflochs Bürgermeister Thomas Staubizer dankte sie allen Helferinnen und Helfern für das Engagement im Schopflocher Moor.

Und es gab in der Tat viel zu tun. Die ganze Woche schon hatte der fünfköpfige Landschaftspflegetrupp des Schwäbischen Albvereins unter der Leitung von Jörg Desecker vorgearbeitet. Vor allem das Weidengehölz musste zurückgeschnitten werden. Es handelt sich um eine typische Gehölzart für diese Gegend. Wird sie jedoch nicht in Schach gehalten, wuchert sie das Moor zu. Sukzession nennen das die Fachleute. Das gilt es zu verhindern, um die Streu- und Feuchtwiesen, die wertvoller Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten sind, und das charakteristische Landschaftsbild zu erhalten.

 

Ulrike Möck vom Regierungspräsidium und die Naturschutzreferentinnen des Schwäbischen Albvereins, Meike Rau und Katharina Heine packten auch tatkräftig mit an.

In mehreren Gruppen, mit Arbeitshandschuhen, Rechen und Gabeln ausgerüstet, machten sich die Helferinnen und Helfer an die Arbeit. Grasschnitt, kleinere Äste und Zweige mussten zusammengerecht und genau wie das Weidengehölz in Handarbeit aus dem Feuchtgebiet geschafft und am Rand des Moors aufgestapelt werden. Dort wurde es dann aufgeladen und mit Traktoren weggefahren. Etwa drei Stunden und 40 große Wägen später war die Arbeit es geschafft.

Den Pflegeeinsatz im Schopflocher Moor gibt es in dieser Form schon seit 1997. Schwäbischer Albverein, das Naturschutzzentrum Schopflocher Moor und das Regierungspräsidium arbeiten hier Hand in Hand. Doch ohne die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer wäre ein solcher Einsatz nicht möglich. Neben vielen altgedienten Naturschützerinnen und Naturschützern des Schwäbischen Albvereins gab es in diesem Jahr auch viele neue, junge Gesichter. Studierende von den Hochschulen in Nürtingen und Ludwigsburg packten kräftig mit an. Herzlichen Dank dafür!


Einzigartiges Naturschutzgebiet auf der Schwäbischen Alb

Das Schopflocher Moor ist das einzige Hochmoor auf der Schwäbischen Alb. Bereits vor 18 Millionen Jahren war die Torfgrube bei Schopfloch als Folge des Vulkanismus auf der Alb entstanden. Die Schlotfüllung eines alten Vulkanschlots war schneller verwittert als die harte Kalkgesteinumgebung. In der Mulde bildete sich eine Lehmschicht, auf der Millionen Jahre später ein See entstand, der nach und nach verlandete.

Durch die Torfstecherei und Entwässerung war das Moor bald in seiner Existenz gefährdet. Der Schwäbische Albverein erwarb große Teile des Gebiets im Jahr 1931, um es vor der weiteren Zerstörung zu schützen. 1942 wurde es dann dann zum Naturschutzgebiet. Heute umfasst die geschützte Fläche etwa 76 Hektar, auf der viele geschützte Pflanzen und Tiere leben. Besucherinnen und Besucher können das Schopflocher Moor auf einem Bohlenweg durchqueren, der bis zum Frühjahr 2023 komplett erneuert sein soll.

Um das Schopflocher Moor langfristig zu erhalten, hat der Albverein In den vergangenen Jahren intensiv an einer Wiedervernässung gearbeitet. Der Landschaftspflegetrupp hat dafür ehemalige Entwässerungsgräben mit Holzbohlen verschlossen, um wieder mehr Wasser im Naturschutzgebiet zu halten. „Das ist besonders wichtig in Zeiten des Klimawandels. Das Schopflocher Moor ist ein Hochmoor und damit von Niederschlägen abhängig“, erklärt Meike Rau, Naturschutzreferentin des Schwäbischen Albvereins. „Das Ökosystem reagiert deshalb besonders auf den Temperaturanstieg und die Trockenheit in den heißen Sommermonaten, wie wir sie in den vergangenen Jahren erlebt haben.“

 

Der Schwäbische Alb-Oberschwaben-Weg HW7

Ein neuer Wanderführer zum HW7 ist erschienen. Er beschreibt den 232 Kilometer langen Weg vom Remstal zum Bodensee. Es ist der achte Band der Baden-Württemberg Reihe zu den Hauptwanderwegen, die der GWP-Verlag gemeinsam mit dem Schwäbischen Albverein herausgibt. Der Band ist derzeit exklusiv beim Schwäbischen Albverein erhältlich, und zwar Subskriptionspreis von 18,00 Euro (statt später 21,90 Euro).

Der Schwäbische Alb-Oberschwaben-Weg HW7 ist geprägt durch raue Höhen, grüne Weiten, faszinierende Naturparadiese und einen See wie ein Meer. Der Fernwanderweg eignet sich besonders für alle, die gerne auf weniger bekannten Routen Ruhe und Genuss suchen.

Aus dem lieblichen Remstal gilt es zuerst den Berg zu erklimmen, dessen Haupt einst Stammsitz berühmter Könige und Kaiser war: der Hohenstaufen. Hinter Göppingen geht es weiter bergauf auf die Schwäbische Alb. Stille Flusstäler, kühle Karsthöhlen und schier endlose Weiten prägen die Hochflächen. Die noch zahme Donau markiert den Südrand der Alb und den Beginn Oberschwabens. Vom „Heiligen Berg“, dem Bussen, ist in weiter Ferne bereits das Schwäbische Meer zu erahnen. Dazwischen betten sich sattgrüne Wiesen, Moore und Riede zu Füßen mächtiger Gipfel: Die Alpen erscheinen zum Greifen nahe. Doch bevor man den Bodensee erreicht, kann sich der Wanderer noch an der Schönheit des Naturparadieses Fededersee bei Bad Buchau erfreuen. Am Ziel wartet die Zeppelinstadt Friedrichshafen.

Das Buch enthält neben allen Informationen zum 232 Km langen Weg Angaben zu touristischen Höhepunkten und persönliche Tipps des Autors. GPS-Tracks zum einfachen Download via QR-Code oder Link, nummerierte Marken im Höhenprofil, im Textblock, auf den Fotografien und Karten ermöglichen eine leichte Nachvollziehbarkeit des Weges. Für schwierige Situationen stehen Koordinaten im WGS84 Format zur Verfügung. Ein kurzer Einleitungsteil erläutert die Verwendung. Hier eine Leseprobe.

Derzeit erhalten Sie den Band zum Subskriptionspreis von 18,00 Euro (statt später 21,90 Euro) im Lädle des Schwäbischen Albvereins in der Hospitalstraße in Stuttgart oder in unserem Online-Shop.

In der Baden-Württemberg Reihe Hauptwanderwege sind bereits erschienen:
Der Schwäbische Alb Nordrand-Weg HW1, der Schwäbische Alb Südrand-Weg HW2, der Main-Neckar-Rhein-Weg HW3 – Nord, der Main-Neckar-Rhein-Weg HW3 – Süd, der Limeswanderweg Baden-Württemberg HW6, der Frankenweg HW8, der Stromberg-Schwäbische Wald-Weg HW10 sowie ein Band über Aussichtspunkte auf der Schwäbischen Alb.

Albschäferweg ist Deutschlands schönster Wanderweg 2022

Das Ergebnis der Abstimmung zur Wahl „Deutschlands schönster Wanderweg 2022“ steht fest: Platz eins in der Kategorie der Mehrtagestouren an den „Albschäferweg“ in der Heidenheimer Brenzregion.

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Die Mitglieder des Albschäferweg-Kompetenzteams, die sich um die Vermarktung und Pflege des Albschäferwegs kümmern, nahmen bei der Feierstunde die Auszeichung zu „Deutschlands schönstem Wanderweg“ entgegen. Das Team besteht aus der Tourismusbeauftragten des Landkreises Heidenheim Monika Suckut (2.v.r.), Wanderführer und Albschäfer-Botschafter Wolfgang Pösselt (l.), Gauwegewart Wolfgang Schwarz (r.) und Wegewart Otto Palfi (2.v.l.) , alle drei vom Schwäbischen Albverein. Überreicht wurde der Preis von dem bekannten Wanderer Manuel Andrack und Thorsten Hoyer, dem Chefredakteur des Wandermagazins, das das Publikumsvotum jedes Jahr organisiert.

„Für den Schwäbischen Albverein als offizieller Partner des Albschäferwegs ist der erste Platz eine besondere Freude. Und für unsere ehrenamtlichen Wegewarte, die den Albschäferweg seit vielen Jahren beschildern und pflegen, ist die Auszeichnung eine große Anerkennung für ihre Leistung“, erklärte Albvereinspräsident Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß bei der Preisverleihung am Freitag, 19. September, in Giengen an der Brenz. Er wies darauf hin, dass mit dem Albschäferweg ein ganzer Berufszweig geehrt werde. „Ohne Schäfer wäre unsere Kulturlandschaft nicht so, wie wir sie kennen. Ohne ihre Schafe keine Wacholderheide.“

Landrat Peter Polta bezeichnet den Albschäferweg als „Schaufensterprodukt der Schwäbischen Alb“. Er drückte seine Freude über und seinen Stolz über die Auszeichnung aus. Der Weg sei sehr wichtig für den Tourismus in der ganzen Region. Das zeige sich auch daran, dass viele Bürgermeister und Vertreter der Kommunen und Förderer des Wegs an der Preisverleihung teilnahmen.

Albverein maßgeblich an der Konzeption und Pflege beteiligt

Der Schwäbische Albverein war auf Gau- und Ortsebene in der Entwicklung des Albschäferweg eng eingebunden. Gleichzeitig mit der Einrichtung des Fernwanderwegs überarbeiten die Verantwortlichen auch das Wanderwegenetz und die Rundwege des Schwäbischen Albvereins in der Region sowie alle örtlichen Rundwanderwege. Sie alle bekamen eine Beschilderung anhand eines neu entwickelten Systems.

Der Albschäferweg ist seit Januar 2015 als Qualitätsweg Wanderbares Deutschland zertifiziert. Die ihm angedockten Rundwanderwege unter dem Titel „Zeitspuren“ genügen ebenfalls hoher Qualitätsstandards, sind jedoch nicht zertifiziert. wurden in hoher Qualität ausgearbeitet, jedoch nicht zertifiziert. Vermarktet wird der „Albschäferweg und seine Zeitspuren“ vom Landkreis Heidenheim als Heidenheimer Brenzregion.

Um die Qualität dieses Angebots sowie des weiteren Wanderwegenetzes nachhaltig sicherzustellen, wurde ein Pflegekonzept ausgearbeitet, erprobt und bis heute weiterentwickelt. Das Kompetenzteam besteht weiterhin und koordiniert die Pflege, Wegewarte und zusätzliche Wegepaten kümmern sich um die laufende Kontrolle sowie einfache Pflegearbeiten des gesamten Wanderwegenetzes, die Kommunen sowie deren Bauhöfe und auch der Forst übernehmen schwere Pflegearbeiten.

Gute Zusammenarbeit wird noch besser

Um die gute Zusammenarbeit in der Heidenheimer Brenzregion weiterzuentwickeln, haben der Schwäbische Albverein und der Landkreis Heidenheim eine förmliche Vereinbarung ausgearbeitet. Diese wird vom 15. Oktober von Landrat Peter Polta und Präsident Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß während der Eröffnungswanderung zur Albschäferwoche offiziell unterzeichnet. Darüber nimmt der Schwäbische Albverein den Albschäferweg in das Verzeichnis anerkannter Wanderwege des Vereins auf.

Weitere Informationen zum Albschäferweg

 

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Einladung zur Baden-Württembergischen Freundschaftswanderung

Anlässlich des 70. Geburtstags des Landes Baden-Württemberg laden der Schwäbische Albverein und der Schwarzwaldverein vom 10. bis 11. September zu einem gemeinsamen Wanderwochenende ein. Das Motto lautet „Wo Baden und Württemberg zusammenwachsen!“ Im Mittelpunkt stehen die Kultur der Wanderregion, die Landschaft und das Naturerlebnis.

Die Wanderung ist in zwei Etappen eingeteilt:

10. September:
Streckenwanderung von Enzberg bei Mühlacker bis zum Gasthaus Kupferhammer in Pforzheim
Enzberg bei Mühlacker – Herzogstein – Galgenberg – Wachturm Chartaque ca. 10 km
Römischer Gutshof Villa rustica ca. 15 km
Seehaus – Gasthaus Kupferhammer in Pforzheim
gesamt: 400 hm, ca.21 km
Nach 10 bzw. 15 Kilometern kann die Wanderung beendet werden. Ein Shuttle zum Ausgangspunkt steht zur Verfügung.

11. September:
Rundwanderung mit Start beim Gasthaus Kupferhammer in Pforzheim
Gasthaus Kupferhammer – Würmtal – Seehaus – Ruine Liebeneck ca. 10 km
Wolfsgrube – Erzkopfbrunnen – Gasthaus Kupferhammer
gesamt: 400 hm, ca. 19 km
Nach 10 Kilometern ist ein Ausstieg möglich. Rückfahrt zum Ausgangspunkt mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

Die Wanderungen sind kostenfrei. Start ist immer um 9:00 Uhr am jeweiligen Treffpunkt. Am Ende jeder Tagesetappe ist gegen 18:00 Uhr ein kostenpflichtiger Rücktransfer zum morgendlichen Ausgangspunkt gewährleistet.

Weitere Infos finden Sie in diesem Flyer.

Weitere Informationen bei Christel Krumm, Gauvorsitzende des Stromberggaus des Schwäbischen Albvereins, Telefon: 0171 / 7985798, E-Mail:

Anmeldung bis zum 29. August unter Telefon: 0711 / 22585-25 oder per E-Mail unter

 

 

Klimawandel verändert das Wandern

Die Wandervereine stehen angesichts der Klimaerwärmung vor großen Herausforderungen. Hitze und Trockenheit einerseits, Starkregen und Überschwemmungen andererseits, dazu Astbruchgefahr, zerstörte Wanderwege und Markierungen – das Wandern wird sich in den nächsten Jahrzehnten sehr verändern. Ebenso wie die Landschaft.

Aufgrund der Trockenheit herbstelt es bereits in den Wälern.

Die Baumkronen verfärben sich, Äste tragen nur noch buntes Laub oder sind schon ganz kahl. Es herbstelt bereits in den Wäldern. Dabei ist es erst August, noch mitten im Hochsommer. Doch nach Wochen mit Dauerhitze und Trockenheit reicht es den Bäumen. Sie sind müde und gehen verfrüht in die Pause. Und nicht nur sie. Die Erde ist staubtrocken, das Gras verdörrt und die Blumenbeete im Garten sind nur noch bunt, weil man sie regelmäßig gießt. In diesem Sommer wird es auch den letzten „Klimaskeptikern“ klar: Das ist nicht normal. Der Klimawandel steht nicht vor der Tür, er hat die Tür bereits eingetreten.

Temperaturen steigen – Trockenheit nimmt zu
Der vorherige Satz ist ein Zitat von Dr. Andre Baumann. Der Staatssekretär im baden-württembergischen Umweltministerium sprach beim 121. Deutschen Wandertag in der Schwabenlandhalle in Fellbach vor den Delegierten der Wandervereine über das Thema Klimawandel und welche Rolle den Wandervereinen dabei zukommt. Wir alle wandern doch gerne durch unsere idyllischen Kulturlandschaften und erfreuen uns an gewohnten Landschaftsbildern wie lichten Buchenwäldern, saftigen Streuobstwiesen, gepflegten Wacholderheiden und bunten Blumenwiesen. Doch wie lange ist das noch möglich?

Fichtenwälder wird es in naher Zukunft in Deutschland kaum mehr geben.

In Baden-Württemberg ist die Durchschnittstemperatur seit Beginn der Wetteraufzeichnung im Jahr 1881 um rund 1,5 Grad angestiegen. 80 Prozent der Flüsse und Bäche führen derzeit Niedrigwasser, 40 Prozent aller wildlebenden Tier- und Pflanzenarten sind gefährdet. Wie wird es zum Ende des Jahrhunderts aussehen im Land? Wird es noch Nadelwälder geben? Saftige grüne Wiesen? Schnee im Winter und genug Regen in den anderen Jahreszeiten? Momentan sieht es nicht danach aus. „Wir steuern auf sizilianische Verhältnisse zu“, so Baumann. Dann wird von den Fichtenwäldern des Schwarzwalds, aber auch im Harz, im Sauerland, im Bayerischen Wald oder anderswo nichts mehr übrig sein.

Vor allem Flachwurzler wie die Fichte leiden
Die Fichte leidet massiv unter der Kombination aus Wassermangel, Hitze und Borkenkäferbefall. Forstexperten bezweifeln, dass der „Brotbaum der mitteleuropäischen Forstwirtschaft“, wie sie kürzlich in einem Artikel in der Stuttgarter Zeitung genannt wurde, noch eine große Zukunft hat. Als Flachwurzler macht ihr die Trockenheit sehr zu schaffen. So angeschlagen hat die Fichte extremen Wetterereignissen, wie etwa Stürmen, nichts entgegen zu setzen. Sturm Kyrill etwa machte im Jahr 2007 in Nordrhein-Westfalen 25 Millionen Bäumen den Garaus – in einer Nacht. 95 Prozent davon waren Fichten. Immerhin hat man aus der Katastrophe etwas gelernt und vorwiegend Mischwälder aufgeforstet.

Müssen künftig mehr Wegmarkierungen an Pfosten aufgestellt werden, wenn die Wälder weniger werden? In manchen Gegenden wie im Sauerland oder im Harz ist das bereits Realität.

Trotzdem klaffen immer mehr Lücken. Thomas Gemke, der Vorsitzende des Sauerlandvereins, berichtet: „In manchen Gegenden haben wir gar keine Bäume mehr, an denen wir Markierungen befestigen können. Wir müssen stattdessen Pfosten in die Erde rammen.“ Auch Starkregenereignisse tun der Natur nicht gut. Fruchtbarer Humus wird weggeschwemmt, Wälder, Felder und Siedlungen zerstört, ebenso Wanderinfrastruktur wie Wanderwege, Markierungen und Rastplätze. Ein Blick ins Ahrtal zeigt, wo die Reise hingeht, wenn wir nicht gegensteuern.

Wann und wo wird man noch wandern können?
Doch nicht nur die Wegewarte merken den Klimawandel bei ihrer ganz praktischen Arbeit. Auch bei der Wanderführerausbildung spielt er zunehmend eine Rolle. Was tun bei Waldbrandgefahr? Können Rast- und Grillplätze überhaupt noch genutzt werden? Welche Wege sind wegen der Gefahr von Astbruch zu meiden? Und kann bei den hohen Temperaturen im Sommer überhaupt noch zu normalen Tageszeiten und in gewohnter Länge gewandert werden? All diese Fragen spielen bei der Ausbildung eine Rolle. Ebenso wie der Naturschutz. „Unsere Wanderführerinnen und Wanderführer sind wichtige Multiplikatoren bei diesem Thema“, erklärt Karin Kunz, die Geschäftsführerin der Heimat- und Wanderakademie in Baden-Württemberg.

Was man kennt, das schützt man gerne. Bildungsarbeit im Bereich Arten- und Naturschutz wird bei den Wandervereinen wie dem Schwäbischen Albverein groß geschrieben.

Wie wichtig die Natur für den Menschen ist, hat sich vor allem auch während der Corona-Pandemie gezeigt. In Scharen zog es die Leute hinaus, oft auch in sensible Gebiete. Ihnen Wertschätzung und Wissen über die Landschaft, ihre Flora und Faune zu vermitteln, ist eine wichtige Aufgabe, der sich Wandervereine wie der Schwäbische Albverein widmen. Viele sind anerkannte Naturschutzverbände mit viel Wissen in den Bereichen Natur-, Arten- und Landschaftsschutz.

Wandervereine müssen sich einbringen beim Klimaschutz
„Wir brauchen die Expertise der Wander- und Naturschutzverbände“, betonte Dr. Andre Baumann in Fellbach. Er bat sie auch um Mitarbeit bei der Vernetzung von Ökosystemen, dem sogenannten Biotopverbund, an dem in Baden-Württemberg massiv gearbeitet werde. Und um Kooperation beim nötigen Ausbau von Wind- und Solarenergie. Hier gibt es immer wieder Konflikte. Denn es ist in der Tat die Wahl zwischen Pest und Cholera. Windräder und Solarparks sollen auch in Landschaftsschutzgebieten entstehen. Photovoltaik auf Dächern allein reiche nicht, so Baumann.

Das Landschaftsbild wird sich verändern – Windkraftanlagen und Solarparks sind vielen deshalb ein Dorn im Auge. Die Frage ist: Was ist das kleinere Übel?

Eine Zumutung für viele, das sieht auch der Staatssekretär ein, verändern die Anlagen doch das Landschaftsbild. „Wenn wir aber nichts tun, dann wird der Klimawandel unsere Landschaft so stark verändern, wie wir uns das heute gar nicht vorstellen können.“ Solarparks und Windkraftanlagen seien im Vergleich noch maßvoll, erklärt Baumann, der selbst über viele Jahr Vorsitzender eines Naturschutzverbandes war. Sein Aufruf an die Wanderverbände: Bringt Euch ein, redet mit, denkt mit und bestimmt mit. „Es kommt halt darauf an, wo und wie man baut“, so Baumann weiter. Naturschonend solle es sein, mit Schafbeweidung, ohne Düngung, so dass neben und unter den Anlagen „Hotspots der biologischen Vielfalt“ entstehen könnten.

Deutscher Wandertag: Wetter ein Vorbote für das, was kommt.
Beim 121. Deutschen Wandertag konnten sich alle Teilnehmenden sowie die Wanderführerinnen und Wanderer persönlich davon überzeugen, dass die Warnungen vor den Auswirkungen des Klimawandels keine heiße Luft sind und sich auch das Wandern in den nächsten Jahrzehnten nachhaltig verändern könnte. Bei bis zu 38 Grad war manche Tour nicht wie geplant möglich, Tourenverläufe mussten verändert oder abgekürzt werden. Trinkwasser war ein begehrtes Gut. Was bleibt ist neben der Freude an einem gelungenen Wandertag deshalb auch Nachdenklichkeit und ein flaues Gefühl im Magen bei dem Gedanken, was uns wohl noch bevorsteht. Es ist Zeit für die Wanderverbände, noch mehr zu tun für den Klimaschutz. Bei der Feierstunde in Fellbach warnte Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Schirmherr der Veranstaltung, eindringlich: „Uns bleiben nur noch wenige Jahre um die Klimaerhitzung zu bremsen. Wenn es zu heiß wird, dann wird es auch unsere Kulturlandschaften so nicht mehr geben. Dann wird das Wandern in diesen Landschaften nicht mehr so sein, wie wir Sie kennen.“

Bitte vormerken!
Am Samstag, 12. November, veranstaltet der Schwäbische Albverein seinen diesjährigen Naturschutztag. Das Thema: Klimaschutz und Klimaanpassung. Weitere Infos in Kürze.

 

 

121. Deutscher Wandertag: Was bleibt?

Mehr als zwei Jahre Vorbereitungszeit, dann der Höhepunkt in Fellbach und im gesamten Remstal – und was kommt jetzt? Was bleibt vom 121. Deutschen Wandertag für den Schwäbischen Albverein? Und wohin geht die Reise? Hier einige Stichpunkte:

Unsere Wanderwege
Rund 700 Kilometer Wanderwege gibt es im Remstal. Die gilt es weiterhin in Stand zu halten – von Zweigen und Brombeergestrüpp frei zu schneiden, Markierungen zu überprüfen, Schilder zu erneuern etc. Die Wegewarte des Schwäbischen Albvereins gehen gewissenhaft dieser Aufgabe nach. Natürlich auch nach dem Deutschen Wandertag.

Unsere Wanderführerinnen und Wanderführer
Nie alleine unterwegs waren die Teilnehmer des Deutschen Wandertags, die sich bei den geführten Touren angemeldet hatten. Rund 400 Wanderführerinnen und Wanderfüher haben sich hier eingebracht und einen tollen Job gemacht, ehrenamtlich. Ihre Ortskunde war aufgrund der heißen Temperaturen zusätzlich wertvoll – Touren konnten abgekürzt und Wege im Wald und Schatten eingeschlagen werden. Manche Wanderung endete so in einer Gartenwirtschaft – bei einem kühlen Getränk und einem leckeren Vesper.

Unsere Wanderkarten
Das A und O ist, neben guter Kleidung in einem Vesper, das Kartenmaterial – auch wenn viele Wanderfans sich gerne mit GPS-Daten und Apps orientierten. Beim Deutschen Wandertag wurden die Karten „Welzheim“ und „Schwäbisch Gmünd“ im Maßstab 1:25000 vorgestellt, sie bilden eine Fläche von etwa 1400 Quadratkilometern zwischen dem Schwäbisch Fränkischen Wald, dem Schurwald und dem Ostalbkreis bis nach Bad Cannstatt ab.

Unser gemeinsames Engagement
Nur gemeinsam können wir als Schwäbischer Albverein große Dinge erreichen. Vor allem die gute Zusammenarbeit zwischen hauptamtlichen und ehrnamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben den 121. Deutschen Wandertag erst möglich gemacht. Diesen Schwung, diese positive Energie und das tolle Engagement nehmen wir mit für die künftige Vereinsarbeit.

Und weiter – auf Schusters Rappen nach zum nächsten Wandertag
2024 findet im Eichsfeld am Grünen Band in Thüringen der 122. Deutsche Wandertag statt. Wandertagshauptstadt ist dann vom 19. bis 22. September das Heilbad Heiligenstadt. Der Stadt Fellbach und dem Schwäbischen Albverein fällt die ehrenvolle Aufgabe zu, den Wandertagswimpel dorthin zu bringen – rund 430 Kilometer auf Schusters Rappen natürlich.