Warum nehmen Menschen extra Urlaub, um dann früh aufzustehen und in extremer Hanglange den ganzen Tag Wiesenschnittgut zusammenzurechen? Bei recht kaltem und „unbeständigem“ Wetter. So geschehen beim Landschaftspflege-Einsatz im Naturschutzgebiet Füllmenbacher Hofberg Ende September.
Der Landschaftspflegetrupp des Schwäbischen Albvereins war gemeinsam mit sechs freiwilligen Helferinnen und Helfern mehrere Tage vor Ort, um die Magerwiesen zu mähen, Gebüsch zurückzuschneiden und das Schnittgut dann zu entfernen. Übernachtet wurde im Matratzenlager im Wanderheim Füllmenbacher Hofberg.
Mehrtägiger Arbeitseinsatz macht Spaß
Die einhellige Aussage der Ehrenamtlichen: Es macht Spaß! Im Freien arbeiten, die wunderbare Aussicht am Füllmenbacher Hofberg genießen, etwas für den Naturschutz zu tun, abends dann gemeinsam zu essen und zu plaudern und dann richtig müde ins Bett zu fallen – all das tut gut. Der Alltagsstress, das laute Leben, der stete Nachrichtenstrom treten in den Hintergrund, sind einfach mal nicht wichtig.
Idee kommt von Ehrenamtlichen selbst
Die Idee für den mehrtägigen Arbeitseinsatz mit Übernachtung durch die Ehrenamtlichen vor Ort hatte Dietmar. Der Rentner ist Albvereineinsmitglied und kommt aus Neuffen. Wenn er Zeit hat, hilft er gerne dem Landschaftspflegetrupp des Schwäbischen Albvereins, wenn dieser im Vereinsgebiet im Einsatz ist. Für ihn ist das Sport.
Außerdem engagiert sich Dietmar regelmäßig bei Bergwaldprojekt, einer Organisation, die Landschaftspflegeeinsätze in den Alpen oder anderen Gegenden Deutschlands organisiert. Dort hat er Elena kennengelernt, die ein paar Meter weiter einen großen Haufen aus Mähgut mit einem Rechen aufstapelt. Bergwaldprojekt ist etabliert, die Projekte finden ihre Helferinnen und Helfer. Warum also nicht so etwas ähnliches auch mal im Vereinsgebiet probieren, überlegt Dietmar und spricht den Jörg Dessecker, den Leiter des Albvereins-Landschaftspflegetrupps, darauf an.
Ehrenamt unterstützt Hauptamt
Dessecker ist sehr interessiert. Gerade am Füllmenbacher Hofberg gibt es nämlich jedes Jahr viel zu mähen. Über vier Hektar Fläche – aufgelassene Weinberg zumeist – gilt es zu mähen und offen zu halten. Der Schwäbische Albverein hatte sich seinerzeit sehr dafür engagiert, dieses wertvolle Gebiet unter Naturschutz zu stellen und pflegt es bis heute. Leider finden sich aber immer weniger Ehrenamtliche, die bei den traditionellen eintägigen Landschaftspflegeeinsätzen mitarbeiten. Oft ist der Pflegetrupp dann bis zu zwei Wochen im Naturschutzgebiet tätig, um fertig zu werden. Dank des mehrtägigen Freiwilligen-Einsatzes war dieses Jahr nach einer Woche alles erledigt. Und gemeinsam, in einer größeren Gruppe macht die Arbeit gleich viel mehr Spaß.
Zu Fuß zum Einsatzort
Kai ist aus München angereist, um mitzuhelfen. Der gebürtige Reutlinger wandert gerne und ist deshalb Mitglied im Schwäbischen Albverein, auch wenn er mittlerweile nicht mehr im Vereinsgebiet lebt. Im Albvereins-Newsletter hat er von dem Arbeitseinsatz gelesen. Warum nicht, dachte er sich, reichte Urlaub ein und machte sich auf den Weg – mit dem Zug und schließlich zu Fuß auf dem HW10 trudelte er spät am Abend am Wanderheim Füllmenbacher Hofberg ein. Er genießt die Aussicht bei der Arbeit und freut sich, dass es im Gegensatz zum Vortag trocken ist.
Artenkenntnis inklusive
Jörg Dessecker nutzt den Einsatz, um den Freiwilligen auch etwas Natur- und Artenkenntnis mitzugeben. Trockenrasen hätte mit die höchste Artenvielfalt, erklärt er. Da könne der Wald nicht konkurrieren. Auf den Magerwiesenflächen wachsen Majoran und Thymian, Schafgarbe. Momentan blühen die Kalkaster und hin und wieder auch eine Bachnelke. Der Kreuzenzian, eine Rarität unter den Enzianen, findet in dem Naturschutzgebiet eine Heimat. Und im Frühsommer wachsen es am Füllmenbacher Hofberg verschiedene seltene Orchideen.
Auch Insekten lieben die Wiesen. Jetzt im Herbst gibt es noch viele Gottesanbeterinnen zu sehen. Ob die jetzt wohl sauer sind, weil die Wiese abgemäht wird? Nein, lacht Jörg Dessecker. Zehn bis 15 Prozent der Grasfläche bleiben stehen. „Damit die Insekten ein Plätzchen zum Überwintern haben.
„Jörg, es ist fast 12 Uhr“, ruft einer der Helfer. „Wir haben Hunger.“ Zeit für die Mittagspause. Nach dem Vesper heißt es dann wieder Anpacken.
Herzlichen Dank an alle Ehrenamtlichen für die Mitarbeit!
Landschaftspflege im Randecker Maar am Samstag, 19. Oktober
Ob Groß oder Klein – alle helfenden Hände, die sich für den Schutz der Natur einsetzen möchten, sind herzlich willkommen zum gemeinsamen Landschaftspflegetag mit dem Naturschutzzentrum Schopflocher Moor. In diesem Jahr arbeiten wir Natuschutzgebiet Randecker Maar am Samstag, 19. Oktober.
Treffpunkt ist um 9 Uhr an der Ziegelhütte.
Geparkt werden kann auf dem Parkplatz Mönchberg in Bissingen an der Teck. Treffpunkt und Begrüßung ist an der Ziegelhütte (ca. 7 Minuten Fußweg). Nach dem Einsatz lädt uns das Regierungspräsidium Stuttgart gegen 13 Uhr zu einem gemeinsamen Mittagessen ein.
Anmeldung bitte bei unserer Naturschutzreferentin Meike Rau,
Telefon: 0711 22585-14, naturschutz@schwaebischer-albverein.de