Von der Viehweide zum Urlaubsziel

Wie hat sich der Blick auf die Alpen über die Zeitepochen hinweg verändert? Der Professor für Kulturantropologie und Entnologie an der Universität Freiburg, Dr. Werner Mezger, beleuchtete in seinem Vortrag „Die Alpen als Kulturraum“ am Donnerstag, 30. Januar, in der Stadthalle Plochingen diese Frage.

Zunächst wurden die Berge als unüberwindliche Barriere wahrgenommen. In der Romantik idealisierte man die Schönheit der Natur. Heute gelten die Aplen für viele als angesagtes Sportgerät. Die Menschen hätten die Alpen geformt, erklärte Mezger.

Senner, Almabtrieb, Schwabenkinder und Söldner

Die extremen Lebensbedingungen hätten stark dazu beigetragen, dass die Alpenbewohner ungeheure kulturelle Leistungen hervorgebracht haben, die in unzähligen Mythen und Sagen beschrieben sind. Das Bild des Schweizer Senners, die kulturellen Feste wie etwa der Almabtrieb festigten die Identität der Alpenbewohner und halten die alten Überlieferungen lebendig.

Ein eher unrühmlicher, ja trauriger Teil der Geschichte sind die Schicksale der Schwabenkinder, die aus ärmlichen Gebirgsregionen zum Arbeiten ins reiche Oberschwaben geschickt wurden oder die der Söldner, die sich zum Kriegsdienst verkauft haben.

Urlaubsregion Alpen

Der beginnende Tourismus im 19. Jahrhundert hingegen hatte einen wesentlichen Anteil an der Weiterentwicklung der Alpenregion – von der Viehweide zur Urlaubsziel. Mezger thematisierte nicht nur diese Erfolgsgeschichte, sondern auch die daraus entstehenden Probleme. „Wussten Sie, dass es in 2.000 m Höhe 80 Jahre dauert, bis die Grasnarbe, die beim Skisport oder durch Viehtritt zerstört wird, wieder nachwächst?“, fragte er

Die Alpen – eine Wanderregion, die den meisten der etwa 150 Zuhörerinnen und Zuhörer gut bekannt ist. Prof. Dr. Werner Mezger eröffnete in seinem Vortrag neue Blicke auf die Berge, verstand es wohlbekannte Fakten in einen neuen, größeren Zusammenhang zu stellen.

Karin Kunz

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