Jahresbericht des Albvereins-Präsidenten

Thema Landesfest 2014 Artikel 3 von 6

Hauptversammlung  2014, Stadthalle Reutlingen, 1.6. 2014

Sehr geehrte Ehrengäste,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
liebe Wanderfreundinnen und Wanderfreunde!

Zu Beginn meines Berichtes darf ich Sie bitten, sich zu Ehren unserer verstorbenen Mitglieder von Ihren Plätzen zu erheben. Eine große Anzahl unserer Wanderfreundinnen und Wanderfreunde haben seit der letzten Hauptversammlung in Plochingen ihre letzte Wanderung angetreten. Wir danken unseren verstorbenen Mitgliedern dafür, dass sie unserem Schwäbischen Albverein die Treue gehalten haben, dass sie unseren Schwäbischen Albverein mitgestaltet haben und dass wir ihre Weggefährten sein durften. Den Angehörigen sprechen wir unser Mitgefühl aus. Wir werden das Andenken der Verstorbenen in Ehren bewahren.

Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Das zurückliegende Jahr war geprägt durch viele Veranstaltungen anlässlich unseres Jubiläums. Der Schwäbische Albverein hat mit seinen Mitgliedern und seinen Freunden das 125-jährige Jubiläum angemessen gefeiert. Bei einem Festakt im Neuen Schloss in Stuttgart hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann unsere Aktivitäten gelobt. Der Freiburger Prof. Dr. Werner Mezger stellte fest, dass unsere größte Leistung die Erfindung der Schwäbischen Alb ist. Der Festakt wurde durch die Volkstanzmusik Frommern und durch farbenfrohe Volkstanzgruppen bereichert.

In der Hauptversammlung am Gründungsort Plochingen stellte Landtagspräsident Guido Wolf fest, dass die Schwäbische Alb Karriere gemacht hat, die sie dem Albverein zu verdanken hat. Des Weiteren definierte er: „Wandern ist beten mit den Füßen.“

Die Vereinsleitung hat im Herbst die Vorsitzenden der Ortsgruppen zum Jubiläumsvesper eingeladen. In Riedlingen, Mainhardt und Owen wurde Dank und Anerkennung für die fleißige Arbeit der Ortsgruppen und Gaue ausgesprochen. Ideen für die zukünftigen Aktivitäten und für Mitgliederwerbung wurden erörtert.

Unseren Volkstänzern gelang es in Ulm, einen Weltrekord aufzustellen. 388 Tänzerinnen und Tänzer gruppierten sich um acht Maibäume und absolvierten über zehn Minuten einen den Regeln entsprechenden Bändertanz. Von Guinness World Records wurde hierfür der Weltrekord-Titel in der Kategorie „Die meisten Maibaum-tanzenden Menschen“ verliehen.

Auch im Bereich Naturschutz hat der Schwäbische Albverein öffentliche Anerkennung erhalten. Die seit 2003 jährlich durchgeführten Blumenwiesenfeste wurden mit dem Landesnaturschutzpreis der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg gewürdigt. Unter der Leitung unseres ehemaligen Vizepräsidenten Prof. Dr. Theo Müller wurden zahlreiche Exkursionen auf unseren Blumenwiesen durchgeführt. Seit einigen Jahren werden zusätzlich umweltpädagogische Begleitprogramme für Kinder angeboten. Hier können Kinder Pflanzen und Tiere anfassen. Spielerisch lernen sie so Pflanzen und Tiere kennen. Ein Eindruck von der biologischen Vielfalt wird vermittelt. Die Blumenwiesenfeste sind ein Erfolgsprogramm geworden. Für Familiengruppen sind diese Naturerlebnisse bestens geeignet und sehr empfehlenswert.

Letztes Jahr wurden Gesundheitswanderungen neu in das Angebot des Schwäbischen Albvereins aufgenommen. Gesundheitswandern ist ein tolles Bewegungsprogramm, das Wandern, Naturerlebnisse, Geselligkeit und physiotherapeutische Übungen wirkungsvoll kombiniert.

Das Institut für Leistungsdiagnostik und Gesundheitsförderung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg hat eine wissenschaftliche Studie durchgeführt und belegt, dass unsere Gesundheitswanderungen folgende Anforderungen erfüllen:

– Stärkung von Koordination, Kraft, Ausdauer und Entspannung

– Minderung von Risikofaktoren

– Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens.

Auch wurde bewiesen, dass positive Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System, auf den Stoffwechsel, auf den Bewegungsapparat, auf das Immunsystem und auf die Psyche zu verzeichnen sind.

Allerdings werden diese Effekte nachhaltig nur erzielt, wenn die Gesundheitswanderungen kursmäßig (acht bis zehn Wanderungen pro Kurs) durchgeführt werden. Die Wanderungen dauern ca. zwei Stunden. Dabei wird auf einer Strecke von ca. 3 – 5 km abwechselnd gewandert und bei Stopps zwischendurch mit speziellen Übungen z. B. die Muskulatur gekräftigt und gedehnt und auch die Koordination geschult. Zusätzlich wird noch theoretisches Wissen z. B. bezüglich gelenkschonender Bewegung im Alltag und gesunder Ernährung vermittelt.

Für dieses neuartige Angebot haben wir anlässlich des 125-jährigen Jubiläums eine größere Anzahl Gesundheitswanderführerinnen und Gesundheitswanderführer ausbilden lassen, um ein einigermaßen flächendeckendes Angebot machen zu können.  Während der Sommermonate wurden über unser Vereinsgebiet verteilt zahlreiche dreiteilige Schnupperkurse angeboten.

Vor drei Wochen fand der erste Aktionstag „Gesundheitswandern“ auf der Burg Derneck statt. Zahlreiche Wandergruppen schwärmten mit zertifizierten Gesundheitswanderführerinnen und Gesundheitswanderführern aus und kamen begeistert wieder zum Wanderheim zurück. Physiotherapeuten erklärten in einem Vortrag Wissenswertes über gelenkschonendes Wandern, und der ehemalige Hochsprungstar Carlo Thränhardt berichtete, wie er sich für seine Welt- und Europarekorde motiviert hatte.

Gestern führten wir eine Informationsveranstaltung mit zwei Referaten und einer Podiumsdiskussion über das Gesundheitswandern durch.

Um die Motivation und die Qualität unserer Gesundheitswanderführer ständig zu verbessern, werden zukünftig regelmäßig Fortbildungs-veranstaltungen für unsere Gesundheitswanderführer angeboten.

Ich sehe mit dem Angebot von Gesundheitswanderungen für unsere Ortsgruppen eine von vielen Möglichkeiten, neue Mitglieder gewinnen zu können.

Gesundheitswanderungen haben eine Zukunft. Verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass die Bevölkerung  noch mehr für ihre gesundheitliche Prävention unternehmen will. Hierfür bietet sich das Gesundheitswandern als ein niederschwelliges Angebot für jeden an, der etwas für seine Gesundheit machen möchte.

Selbstverständlich müssen weiterhin von den Ortsgruppen geführte Wanderungen durch ambitionierte Wanderführer angeboten werden. Deshalb werde ich Sie immer wieder auffordern: Motivieren Sie geeignete Mitglieder und schicken Sie diese zur Heimat- und Wanderakademie, um sich dort zu Wanderführern ausbilden zu lassen.

Wie in den letzten Jahren werde ich auch dieses Jahr Werbung für die Familienarbeit in unseren Ortsgruppen machen. Wir hatten ca. 250 Familiengruppen. Allerdings schrumpft diese Zahl. In einigen dieser Gruppen haben die jüngsten Kinder inzwischen ihre Berufsausbildung abgeschlossen oder das Abitur bestanden. Die Gruppen sind älter geworden, ohne eine Verjüngung vorgenommen zu haben. Diese Gruppen existieren eigentlich nicht mehr. Für die Nachhaltigkeit der Familienarbeit im Schwäbischen Albverein müssen ständig neue junge Familien als Mitglieder gewonnen werden und ständig neue Familiengruppen gegründet werden. Familiengruppen bringen neue Mitglieder insbesondere in der im Schwäbischen Albverein kaum mehr vorhandenen Altersgruppe der 30- bis  50-Jährigen. Wir müssen diese Altersgruppe mit allen seriösen Mitteln auffüllen. Denn diese Generation muss zunehmend die Verantwortung für die Fortführung der Ortsgruppen übernehmen. Eine nicht zu unterschätzende Zahl von  Ortsgruppen findet keinen Vorsitzenden und keine Fachwarte mehr.

Wir werden in den nächsten Jahren verstärkt die Gründungen von Familiengruppen vorantreiben. In Absprache mit dem Familienbeirat werden wir  die Ortsgruppen von Seiten der Hauptgeschäftsstelle unterstützen.

Gestern hat der Hauptausschuss eine Beitragserhöhung von 2,- € für Vollmitglieder beschlossen. Diese Mehreinnahmen sind vorgesehen für eine personelle Verstärkung und für Werbemaßnahmen zur Gründung von Familiengruppen.

Vor einigen Jahren habe ich in einer unserer Hauptversammlungen von meiner Vision und meiner Wunschvorstellung berichtet: Zumindest Grundschüler sollten einen Tag in der Woche Unterricht in der Natur haben. Inzwischen gibt es ein neues Projekt  des Deutschen Wanderverbands „Schulwandern  – Draußen erleben. Vielfalt entdecken. Menschen bewegen.“ Das Bundesamt für Naturschutz fördert mit erheblichen finanziellen Mitteln des Bundesumweltministeriums dieses Projekt. An einem Tag in der Woche werden Schüler draußen sein, um Natur und Kultur zu erkunden, biologische Vielfalt zu erleben und eigene Handlungsmöglichkeiten zu entdecken. Dabei werden die Schulen zwei Jahre fachlich und wissenschaftlich durch die Johannes-Gutenberg-Universität Mainz als Kooperationspartnerin begleitet. So wird an drei Modellschulen in Deutschland nach und nach ein Modellkonzept mit Handlungsanregungen und Bildungsmaterial auch für andere Schulen in Deutschland entwickelt.

Die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, Frau Prof. Beate Jessel, erläuterte in einer Pressemitteilung, warum dieses Projekt im „Bundesprogramm Biologische Vielfalt“ gefördert wird: „Die Schüler können so ihre natürlich Umgebung im Jahresverlauf bewusst wahrnehmen und erfahren die Zusammenhänge, Einflüsse und Abhängigkeiten sowie Vielfalt in der Natur. Eigene gemeinsame Naturerfahrungen verhelfen ihnen letztlich dazu, auch selber gesellschaftliche Verantwortung für die biologische Vielfalt zu übernehmen und fördern darüber hinaus das soziale Miteinander“.

Besonders freut es mich, dass als eine der Draußenschulen die Hohensteinschule in Stuttgart-Zuffenhausen ausgewählt wurde, also eine Schule in unserem Vereinsgebiet. Der Schwäbische Albverein wird bei dem Projekt in dieser Schule mitarbeiten.

Zum Abschluss meines Berichtes danke ich allen, die mich bei meiner Aufgabe unterstützt haben und die sich für unseren Verein in den Ortsgruppen, in den Gauen, im Gesamtverein, im Hauptausschuss und im Vorstand eingesetzt haben. Ich sage ausdrücklich bei allen, und meine alle ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gemeinsam mit ihren Familienangehörigen, Partnerinnen und Partnern.

Ein weiterer besonderer Dank gilt meinen beiden Stellvertretern  Reinhard Wolf und Hansjörg Schönherr.

Für die vor uns liegende Zeit bitte ich Sie alle um Ihre Unterstützung und bitte Sie, sich weiterhin zum Wohle des Schwäbischen Albvereins und damit auch zum Wohle unserer Heimat einzusetzen. Gemeinsam können wir die Zukunft meistern.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und schließe meinen Bericht mit einem herzlichen „Frisch Auf“.

Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß, Präsident des Schwäbischen Albvereins

Landesfest-Wimpelwanderung 2014Traditionelle Mitgliederversammlung in hochmoderner Stadthalle